Heiter angerichtet für das Oberdorfer Schlossfest-Theater Jubel bei Premiere. Von Gerlinde Schubert Marktoberdorf 'Die Oberdorfer sind ein lustig\' Völkchen.' Dies weiß schon der fromme Bischof und gütige Fürst Clemens Wenzeslaus seinem Hofstaat zu berichten. Man schreibt das Jahr 1799 und sein Tross zieht gen Oberdorf. Dort will er in seinem Schloss den Sommer verbringen und wünscht von seinen Untertanen zerstreut zu werden. Die Kunde eilt voraus. Geschäftiges Treiben setzt ein. Just zu dieser Zeit aber ist auch die 'Johannisnacht' zu feiern. In dem gleichnamigen Stück der Marktoberdorfer Autorin und Regisseurin Monika Schubert mit Musik von Mendelssohn Bartholdy spielt sich nun ein Verwirrspiel ab, bei dem die Menschen zwischen Traum und Wirklichkeit agieren. Frenetischer Beifall war dem Musiktheater-Projekt Marktoberdorf am Freitag im Saal der Musikakademie vom Premieren-Publikum des Schlossfest-Theaters beschieden.
Inspirieren ließ sich die Autorin der 'Johannisnacht' von Shakespeares 'Sommernachtstraum'. Hier wie dort ist das 'Spiel im Spiel' zu finden, wenn zum Beispiel die Oberdorfer Handwerker versuchen, für den Kurfürsten Clemens Wenzeslaus eine Bauernhochzeit zu inszenieren. Oder wenn Lehrer Gribl mit der Dorfjugend eben diesen 'Sommernachtstraum' von 'Schakspar' einstudieren will. Aber Cucculatus, ein Wald- und Hausgeist, der einem volkstümlichen Elfenglauben entspringt und sein weibliches Pendant, die Geistin, nehmen die Oberdorfer ans Band und sorgen für ein Verwirrspiel, das sich unter den Protagonisten im Schloss und draußen in Wald und Allee entspinnt: Ein gerüttelt Maß an Märchenzauber, an heimatlicher Historie und an Lokalkolorit angefangen vom Dialekt über die Namen bis hin zu den Lebensumständen des 18. Jahrhunderts machen den besonderen Charme von 'Die Johannisnacht' aus. In dreieinhalb Stunden spielen sich mehrere Handlungen parallel ab.
Die Regisseurin kann auf ein enormes Potential an hervorragenden Laienschauspielern bauen. Da ist die Gruppe der Handwerker (Wolfgang Bolz, Hansjörg Kögel, Jürgen Schwarz, Thomas Modosch, Tobias Guggemos, Hans Kalopp, der einen herrlichen Esel abgibt), die komödiantisches Volkstheater pur auf die Bühne bringen. Da ist ein Dr. Wolfgang Redka-Swoboda als wendiger gewitzter Cucculatus, das Nachwuchstalent Grete Liffers als zierliche Geistin, eine vor Spielfreude strotzende Minni Kirchner als Magd Agnes, eine Verena Hoebertz als wahrlich kokette und sinnenfreudige Charlotte von Meixner. Aufklärerisch besonnen dagegen so wollen es die Rollen Axel Maaß als Kurfürst, Michaela Hofer als dessen Schwester Kunigunda und Reinhold Glas als Pflegamtsverwalter Stapf.
Die Würde des Adels streiften sich Claudia Fumian als Frau von Schenk, Martin Barth als Ewald von Rheinsberg, Horst Kraus als Freiher von Thünefeld, Peter Zacherl als von Rheinsberg und Marco Thomas als Graf von Kesselstadt über. Eindringlich dessen Szene mit der Tochter des Volkes, Barbara Brenner (Patricia Menzel), die ihn in die Geheimnisse des Volksglaubens einweiht.
Ganz in ihren Gefühlen verstrickt beweisen sich die Kinder des Volkes: Stephanie Ganslmeier (sie hat auch die Regieassistenz inne) als Maira, Max Fischer als Florian, Moritz Vodermeier als Dominikus par excellence auf der Bühne. Schulmeisterlich belehrend hebt Günther Kirchner als Lehrer Gribl den Zeigefinger, schier unnachahmlich wirft Hans Kalopp sen. als abgeklärter Wegemacher Allgäuer Sprüche ins Publikum, einen soliden Schlossverwalter gibt Uli Bayrhof ab und last not least ist Johanna Glas erstmals in einer Sprechrolle zu sehen: als Kräuter-Nandl weiß sie über die Heilkräfte der Natur zu belehren. Mit romantischem Blick wird so beim Schlossfest-Theater die 'gute alte Zeit' heraufbeschworen. Und fast scheint hier eine Liebeserklärung an die Oberdorfer aufzuscheinen.
Das Spiel wird umrahmt von romantischer Musik, die Felix Mendelssohn-Bartholdy zu Shakespeares 'Sommernachtstraum' komponiert hat. Das Geheimnisvolle, das ihr innewohnt, bringt das Orchester des Musiktheater-Projekts Marktoberdorf unter der Leitung von Robert Maul transparent zum Ausdruck. Der Regie gelingt es, diese Klangwelt kunstvoll einzuflechten. Gut abgestimmt ist das Bühnenbild von Oliver Reuther. Der Vollmond scheint durch die Bäume, Baumstümpfe rund um eine Lichtung bilden das Terrain, auf dem sich die Elfen, Wald- und Wiesengeister, die Menschen tummeln, die mal ganz real, mal so verzaubert sind. Erst am Ende kommt zusammen, was zusammen gehört (siehe auch 'Allgäu Kultur'). i In einem 'Johannisnachts-ABC' hat Prof. Joseph Kiermeier-Debre im Programmheft viel Wissenswertes rund um 'Die Johannisnacht' zusammengestellt. Eine Video-Installation von Bruno Wank von 1993 stimmt bereits im Foyer auf das mystische Erleben ein. Weitere Aufführungen bis 5. Juli jeweils um 19.30 Uhr. Karten unter Tel. 0 83 42/96 05 55.