Kaufbeuren | fro | Vor annähernd 180 Jahren machte sich der bayerische König Ludwig I. für eine "Agricole-Statistik" stark. Damit sollten die Verhältnisse in der Landwirtschaft erfasst werden, um "Hindernisse, welche einem höheren Aufschwung der Landwirtschaft im Wege stehen", auszuräumen. Im Kreis Kaufbeuren gab es damals 50 Gemeinden: Die größte war Buchloe mit 772 Einwohnern (EW), die kleinste Dienhausen mit 96, wobei der Durchschnitt bei unter 400 EW lag. Leeder hatte damals 709, während Mauerstetten auf ganze 318 EW kam.
Die Bauern verdienten jährlich knapp über 200 Gulden, während die Knechte auf etwa 35 kamen. Mehlspeisen, Milchprodukte und Kraut waren die Nahrungsgrundlage. Damals wurde in allen Gemeinden Kraut als günstiges Nahrungsmittel angebaut und Buchloe war mit etwa 270000 Köpfen Krautkönig im Kreis. Gründe für die schwächelnde Landwirtschaft waren die noch vorherrschende Dreifelderwirtschaft - Kemnat und Apfeltrang hatten sogar noch die Vierfelderwirtschaft - sowie der Mangel an Dünger. Für Letzteres sorgten die zerstreute Lage der Grundstücke, die Belastung durch den Zehnten, der geringe Erlös und der kleine Milchviehbestand. Die meisten Kühe konnte Eggenthal vorweisen (713 Stück), dass noch heute den größten Bestand im Umland hat (etwa 2190).
Ansonsten gab es in allen Gemeinden Pferde, von denen Denklingen mit 129 die meisten hatte, und fast überall Schweine - auch hier lag mit 67 Buchloe vorn. Dazu war Kartoffelanbau gängig, wenngleich er nach Süden hin geringer wurde. Pforzen gehörte dennoch mit 40 Tagwerk zu den Groß-Produzenten. Zumindest in zwei Punkten waren sich die Statistik von 1830 und der Autor 128 Jahre spätere einig: "Die Unrentabilität des Obstbaus und der Bienenzucht". Dennoch ist beides auch heuer noch anzutreffen.
Quelle: Fritz Schmitt: Die Landwirtschaft im Kreis Kaufbeuren, aus Kaufbeurer Geschichtsblätter 2/1958.