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Artikel: Von Kommunen, Kneipen und Biohöfen

18. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Buchvorstellung Eva Wonneberger erinnert an die Alternativbewegung im Allgäu

Westallgäu | ins | Der FIU-Verlag in Wangen hat ein Buch herausgebracht mit dem Titel "Die Alternativbewegung im Allgäu". Recherchiert und verfasst von der Soziologin Eva Wonneberger, erinnert es an die Jugendbewegung der 1980er Jahre, an Kneipen, Kommunen, Demonstrationen, Biohöfe, Feste, und an die Visiten prominenter Grüner, Linker, Alternativer wie Petra Kelly, Joseph Beuys und Michael Ende im Allgäu.

Für alle, die in den 80ern jung waren, bietet das Buch von Eva Wonneberger ein berührendes Stück Nostalgie. Die Nachfolgegeneration der Hippies und der 68er hat damals im Allgäu - vor allem im Westallgäu - viele Möglichkeiten gefunden, ihre Ideale auszutesten und die eigene heile Welt zu gestalten. Weltanschaulichen Hintergrund boten Friedensbewegung, Ökokultur und eben das Erbe der Flower-Power-Zeit.

Beim Blättern in dem neuen Buch begegnet der Leser vielen bekannten alternativen Brennpunkten zwischen Ravensburg und Kempten, von Arnach (Schäfereigenossenschaft Fink) über Riedhirsch (Gasthaus "Kreuz") und Lindenberg (Film "Daheim sterben die Leut"), Ellhofen (Hammerschmiede) bis Isny (Kulturzentrum Färbergasse).

Die Autorin schildert so detailliert wie möglich die Entwürfe der "Alternativen", ihre Wirtschaftsweise als Kommunen und Unternehmen, ihre Arbeitsweise als Handwerker, ihre Lebensweise als Familien. Sie bringt ihre eigenen Erfahrungen ein und erzählt über weite Strecken in Ich-Form.

Dabei wird deutlich, dass mancher Traum irgendwann ausgeträumt war. Ein Beispiel aus Maierhöfen: "Die Vorholzer Landkommune bestand von 1978 bis 84, danach war der Versuch, eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zu bilden, ausgereizt. Am Ende wollten alle wieder auf eigene Rechnung arbeiten, wollten sich nicht mehr zu acht ein Auto teilen, wollten mehr Individualität leben." Genannt werden freilich auch viele Initiativen, die weit über die Jahrtausendwende hinauswirken, wie etwa "Rapunzel" in Kimratshofen oder das noch immer bezaubernde Theaterfestival Isny.

Ein bisschen Wehmut mag aufkommen beim Durchblättern dieses Bandes, bei der Betrachtung der Schwarz-Weiß-Fotos mit vielen langhaarigen Frauen und Männern und bei der Erinnerung an ein Jahrzehnt, das mit vielseitigen neuen Ideen und Entwürfen - gerade auf dem Land - unbeschreiblich bunt war.

erschienen im Fiu-Verlag Wangen, 171 Seiten, 17,80 Euro, ISBN 978-3-928780-67-4.