Artikel: Von Karrieren und einem Hund als Lebensretter

30. Dezember 2002 22:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Allgäuer mit Erfolgen in Politik und Fernsehen - Immenstädter Familie gelingt nach fatalem Wohnungsbrand ein Neuanfang

Von Katja Voigt, Kempten - Das Jahr 2002 war für viele Menschen ein bewegtes Jahr. Freudige und auch traurige Anlässe brachten einige Allgäuer in diesem Jahr in die Schlagzeilen. Wir haben bei einigen nach der persönlichen Jahresbilanz gefragt und uns deren Wünsche und Pläne für das kommende Jahr 2003 verraten lassen. TV-Richter Hold über Neujahr auf Hochzeitsreise Dem Trubel zur Jahreswende entflohen ist Fernseh-Richter Alexander Hold aus Kempten. Der 40-Jährige genießt zur Zeit zusammen mit seiner Frau Michaela den vierwöchigen Jahresurlaub in Peru. Für den Juristen und seine Frau ist dies gleichzeitig die Hochzeitsreise. Die beiden hatten Anfang September geheiratet, doch wegen der Dreharbeiten für die erfolgreiche Show 'Richter Alexander Hold' auf Sat 1 mussten die Flitterwochen verschoben werden. Privat gab es 2002 für Hold allerdings auch Schattenseiten. Bei einem schweren Verkehrsunfall war ein Pkw frontal in Holds VW-Bus geprallt. Während Hold mit gebrochenem Fuß und Brustbein davonkam, verstarb der andere Autofahrer. Beruflicher Ausblick für 2003: Laut Kirch Media Entertainment wird die Sendung weiter produziert. Landräte Fleschhut und Leifert mit Spaß im neuen Amt Als interessante und spannende Zeit hat der neue Ostallgäuer Landrat Johann Fleschhut (Freie Wähler) das Jahr 2002 empfunden. Fleschhut ist seit Mai dieses Jahres im Amt. Zwar sei er nur ungern von Bad Grönenbach weggegangen, wo er 15 Jahre lang Bürgermeister war, doch nach dieser Zeit sei eine berufliche Veränderung einfach nötig gewesen. Über seine ersten sieben Monate als Landrat sagt der 46-Jährige: 'Ich freue mich außerordentlich, dass wir hier im Landkreis über die Parteigrenzen hinweg gut zusammenarbeiten.' Auf ein ereignisreiches Jahr kann auch der Lindauer Landrat Dr. Eduard Leifert (SPD) zurückblicken, der auch seit Mai im Amt ist 'Geplant war die Kandidatur nicht, aber jetzt im Nachhinein bin ich sehr froh darüber. Die Arbeit im Landkreis Lindau macht mir großen Spaß', sagt Leifert. Seine Erfahrung aus 9 Jahren Bürgermeistertätigkeit in Lindenberg (Westallgäu) helfe ihm jetzt. Familie Holstein verdankt Hündin 'Joy' das Leben Das Jahr 2002 war gerade mal wenige Stunden alt, da hatte es das Leben von Susanne Holstein und ihren drei Kindern komplett verändert. Sämtliches Hab und Gut der Familie war Anfang Januar bei einem nächtlichen Brand in einem Mehrfamilienhaus in Immenstadt zerstört worden (wir berichteten). Eine Versicherung, die die Schäden hätte übernehmen können, existierte nicht. Die alleinerziehende berufstätige Diplom-Sozialpädagogin musste von vorne anfangen. Dass die 38-jährige, ihre Kinder und ihr damals zu Besuch gewesener Bruder Matthias in jener Nacht vom 1. auf den 2. Januar 2002 den Flammen überhaupt entkamen, haben sie der Mischlingshündin 'Joy' zu verdanken: der Hund hatte das Feuer bemerkt und daraufhin 'seine' Familie geweckt.

'Alles vernichtet' ' Bei dem Brand wurde alles vernichtet', erzählt Susanne Holstein. Die komplette Wohnungseinrichtung, Kleidung, persönliche Erinnerungen, das Spielzeug der Kinder: alles fiel den Flammen zum Opfer. Sogar das Auto wurde durch das herunterstürzende Dach so schwer beschädigt, dass es, so Holstein, nicht mehr zu reparieren war. Finanzielle Unterstützung bekam Holstein weder von ihrer Familie noch vom Staat. 'Als vollzeitbeschäftigte Sozialpädagogin lag ich über der Einkommensgrenze, die eine Sozialhilfe in besonderen Notlagen möglich gemacht hätte', sagt Holstein. 'Wären da nicht die Geld- und Sachspenden von anderen Leuten gewesen, hätten wir nicht von vorne anfangen können'. Auch das Leserhilfswerk unserer Zeitung, die 'Kartei der Not' unterstützte die Familie mit 1000 Euro. Andere in dem Haus lebende Familien, die durch das Feuer geschädigt wurden, bekamen von der 'Kartei der Not' ebenfalls Hilfe. Nach dem Unglück ist Susanne Holstein mit ihren Kindern Jonathan (11 Jahre), Clara-Rebecca (8 Jahre) und Merle-Tabitha (6 Jahre) zunächst in einem Heim in Immenstadt untergekommen. Seit September wohnt die Familie in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Kempten-Thingers. Vollständig eingerichtet sei die Wohnung allerdings nicht. 'Ich möchte mich nicht verschulden. Wenn ich genügend gespart habe, dann kann ich die fehlende Küche kaufen. Solange müssen wir eben noch im Bad abspülen'. Trotz dieser momentan schwierigen Umstände ist Holstein froh, dass damals alle Bewohner des Neunfamilienhauses nahezu unverletzt blieben. Zu verdanken ist dies 'Joy', der dreijährigen Mischlingshündin ihres Bruders. 'Ohne Joy wären wir alle umgekommen', da ist sich Holstein sicher. Die Zeitschrift 'Ein Herz für Tiere' hat die Hündin sogar zum 'Retter auf vier Pfoten 2002' ernannt. Für das Jahr 2003 hat die Familie einen ganz konkreten Wunsch: 'Wir suchen ein Haus mit einem großen Garten'. Und die Kinder wünschen sich dazu einen Hund, 'weil sie', so sagt die Mutter, ' nach alledem wissen, dass sie mit einem Hund sicher sind'. i Die Nummer des Spendenkontos der 'Kartei der Not', dem Hilfswerk unserer Zeitung, lautet 4440 (BLZ 733 50000) bei der Sparkasse Allgäu. Alexander Hold Johann Fleschhut