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Von Gräbern, Bestattungen und den schönsten Ruheorten

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Von Gräbern, Bestattungen und den schönsten Ruheorten

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    Füssen(wg). - Reinhold Böhm, der jüngst verstorbene langjährige Vorsitzende des Historischen Vereins 'Alt Füssen' hatte sich immer wieder mit dem Totentanz und dem Alten Friedhof beschäftigt. So widmete Magnus Peresson den Hoagarte von 'Alt Füssen' der Thematik seines Vorgängers. Er stellte nicht nur Füssens alte Friedhöfe vor, sondern auch bemerkenswerte Einzelbestattungen und erläuterte diese mit anschaulichen Bildern. Der erste namentlich bekannte 'Füssener' war der Römer Florentinius von der Besatzung auf dem Schlossberg. Sein Grabdenkmal, einst wohl an der Via Claudia gelegen, wurde - auf den Kopf gestellt - als Baumaterial in die romanische Grundmauer der Klosterkirche St. Mang eingefügt. Ein Skelettfund im Haus Füller in Bad Faulenbach gehört auch in diese frühe Zeit. Einzelbestattungen, insbesondere aus dem 30-jährigen Krieg, finden sich mehrfach am Rande der Stadt, zum Beispiel in Bad Faulenbach, bei Ehrwang und bei Eschach. Während des ganzen Mittelalters und in der frühen Neuzeit erfolgten viele Bestattungen in der Mangkriche, in der Annakapelle und vor allem im Kreuzgang des Klosters. Wandepitaphe und Bodenplatten zeugen von Äbten und Adeligen. Eine eigene Mönchsgruft mit direktem Zugang aus der Kirche entsteht dann zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Bis in die 20er-Jahre des 16. Jahrhunderts lag der Friedhof der Stadt am heutigen Kirchplatz von St. Mang und am anschließenden Hang zum Hohen Schloss. Auf diesem bedeutsamen archäologischen Grund wurden immer wieder Knochenreste freigelegt. Mit der Stadterweiterung kam der Friedhof an die Mauer bei St. Sebastian. Nach der Gründung des Klosters der Franziskaner gliederte man diesem Gottesacker einen eigenen Bereich für dessen vestorbene Patres und Fratres an.

    Vielfältiges Geschichtsbuch Dieser heutige 'Alte Friedhof' ist nicht nur ein Ort der Ruhe, sondern auch ein vielfältiges Geschichtsbuch. Grabdenkmäler und Wandplatten erzählen von dort bestatteten Menschen, zum Beispiel vom kaiserlichen Rat Johann Rahlinger, von Domenico Quaglio, dem Erbauer von Schloss Hohenschwangau, vom Poeten Alexandre Dumas sowie von manchem vergessenen Ehrenbürgern und einfachen Leuten Füssens. Magnus Peresson zeigte auf, wo ungetaufte Kinder begraben wurden und dass der Pulverturm auch 'Bahrturm' hieß, weil sich dort der Totengräber und die Bahren zur Aufbahrung der Toten befanden. Ein ganz besonderer Ort ist der 'Blutanger' beim 'Alten Friedhof'. Hier fanden 623 österreichische Soldaten 1799/1800 ihre letzte Ruhestätte. Sie gehörten zu rund 1600 Verwundeten aus einer Schlacht gegen Napoleons Truppen, die die Stadt Füssen damals beherbergen musste.

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