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Von Dreschflegeln und Hakenbüchsen

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Von Dreschflegeln und Hakenbüchsen

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    Von Isabella Gruber Heimertingen - 'Warum sollen wir euch ins Heer aufnehmen? Preist eure Vorteile an!' Der Werber steht vor dem 'Joch', einem Tor aus Hellebarden und motiviert Bauern und Landsknechte, vor den Feldhauptmann zu treten. Bei einem Mittelalterlager am Sportplatz von Heimertingen haben am Wochenende rund 80 Teilnehmer das Leben während der Zeit der Bauernkriege und des 30-jährigen Kriegs nachgespielt. 'Wir schießen Parolen, singen Landknechtslieder, machen Kampfübungen und nehmen an der Musterung teil, damit der Oberfeldherr sein Heer zusammenstellen kann', sagt Hans Jürgen Feder, Doppelsöldner vom letzten Landknechtstross zu Mindelheim.

    Musketiere und Spießträger Der ganze Platz wimmelt von Musketieren, Spießträgern, Fußsoldaten und Kanonieren. Rund 80 Teilnehmer von der Schwarzen Schaar aus Memmingen, dem letzten Landknechtstross zu Mindelheim, dem Saulgauer Bauern- und Soldatentross, des rabenschwarzen Haufens aus Heimertingen sowie Landsknechte aus Füssen und vom Bund oberschwäbischer Landsknechte nehmen am Lagerleben teil. Im Lager stehen Zelte, in denen einige Gäste, wie im Mittelalter, auf Strohballen schlafen. 'Manche von uns haben auch einfach ihr Feldbett aufgeschlagen', lacht Doppelsöldner Feder. Im 30-jährigen Krieg habe es noch keine Uniformen gegeben, jeder trug nur die Kleidung, die er besaß, erklärt Thomas Visel, Vorsitzende der 'Schwarzen Schaar zu Memmingen'. 'Bauern trugen einfache Hemden und Hosen. Als Waffen nahmen sie Pieken, also meterlange Spieße, Dreschflegel, Sensen und Hacken mit', sagt Visel, im Lager der Feldhauptmann. Hätten sie bereits Schusswaffen besessen, wären sie mit mehr Sold belohnt worden. An den Gürteln hängen ein Holzlöffel und ein Schnapsbecher aus Ton. 'Jeder Mann, der in den Krieg zog, besaß ein Täschchen mit 14 Materialien.' Unter anderem Nähzeug, Feuersteine, Besteck, Kamm, Schreibutensilien sowie eine Ölflasche mitsamt Docht. Handrohre, 'typische Frauenwaffen', so Visel, lehnen bei den Zelten neben den auf Burgen üblichen Hakenbüchsen, den Vorläufern der Gewehre.

    Rauch und Brandgeruch 'Achtung!' schreien die Kanoniere, bevor sie ihre Aufgabe einlösen. Rauch und Brandgeruch machen sich im Lager bemerkbar. Nebenan weist der Drillwaibel einige Bauern in die richtige Kampfhaltung ihrer Pieken ein. 'Im Krieg mussten sie das Kämpfen beherrschen und ihre Fahne, als Symbol für den Kriegsherr, verteidigen können', sagt Feldhauptmann Visel. Neben den Zelten brennen kleine Feuer. Es wird Bier und Wein getrunken. 'Damals trank man auch Met,' sagt Doppelsöldner Feder. Der Duft von Braten, Kraut und Knödeln hing in der Luft. 'Das war früher eine übliche Mahlzeit, wenn das Geld dazu da war', so Visel. Meistens hätten die Bauern und Landsknechte nur eine einfache Brotzeit gehabt.

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