Das nächste Erfolgsprojekt? Am 3. Oktober findet in Steibis die erste "Hoverbike"-Weltmeisterschaft statt. Und damit wieder ein Ereignis der etwas anderen Art. Ebenso wie die Allgäu-Orient-Rallye, dezent verrückt. Kein Wunder, ist doch der Vater beider Veranstaltungen der gleiche: Wilfried Gehr aus Oberstaufen, der auch schon manch andere scheinbar nicht realisierbare Idee verwirklicht hat.
In seinem "ersten Leben", wie er es nennt, war Wilfried Gehr Standesbeamter in Tübingen und hatte eine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt hinter sich. "Das kann es doch nicht sein, dachte ich mir damals", erzählt der inzwischen 55-jährige. Dann machte er sein Hobby, den Sport, zum Beruf. Zunächst mit einem Volontariat bei einer Zeitung, dann als Sportfunktionär. Zuletzt war er Geschäftsführer des württembergischen Landessportbundes. Doch dann kam erneut ein Einschnitt: Von einen Tag auf den anderen verlor er diesen Job. "Damals bin ich ein halbes Jahr mit dem Motorrad durch die USA", erinnert er sich. Und dann kam die räumliche Veränderung: Gehr zog nach Oberstaufen, versuchte sich mit einer Sportpension. "Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich dafür nicht geeignet bin", stellt er rückblickend fest.
Umso mehr ist er offenbar als Organisator der Mann am richtigen Fleck. Schon als Student hat er Popkonzerte und Radsporttouren veranstaltet. Beim Besuch der Tour de France kam die Idee auf, ein Radsportereignis nach Oberstaufen zu holen. "Das war zunächst mal als Witz gedacht", so Gehr. Doch als er Kontakt zu den Veranstaltern der Tour de Suisse aufnahm, kam er mit Toni Rominger in Kontakt. Er war damals Chef der Tour und zugleich ein "alter Bekannter" von Gehr. So klappte es und 2003 rollte der Radsporttross durchs Allgäu. "Es ist immer das Gleiche bei mir: Die Anstöße kommen meist von außen. Ich sag dann, das ich das mache. Und dann mache ich es." Und immer wieder findet er "Leute, die mitziehen": Mal der Staufner Bürgermeister, mal Vereine und mal eine Prinzessin in Jordanien. So wie bei der Allgäu-Orient-Rallye, dem Projekt, das ihn besonders bekannt gemacht hat.
Als Alternative zur Rallye Paris-Dakar war sie gedacht und sollte vor allem für jedermann finanzierbar sein. Ein Bekannter setzte die Info darüber in eine Zeitschrift, und sofort gab es 60 Anmeldungen. Für Gehr ist das Erfolgskonzept ganz einfach: "Kontakte, Kontakte, Kontakte". Rund um die Rallye war es stets Otto Lässer aus Oberstaufen, auf den sich Gehr stützen konnte. Bei seinem neuen Projekt sind es auch Walter und Norbert Hartmann sowie sein Sohn Florian.
Auf dem Weg vom Allgäu nach Jordanien stolperte der Wahl-Allgäuer über die neueste Idee: Da fuhr in Rumänien ein Mann mit einem Fahrrad, auf dessen Gepäckträger er den Motor einer Säge samt Propeller installiert hatte. 60 Stundenkilometer erreichte er damit.
Die Idee brachte Gehr mit ins Allgäu und in Steibis behaupteten die Feuerwehrler Günter Zeidler und Stefan Huber, dass sie ein solches Gefährt bis zum nächsten Morgen nachbauen könnten. Gesagt, getan. Getauft wurde das Ganze "Hoverbike" und weil es in Steibis erstmals nachgebaut wurde, findet dort am 3. Oktober die erste "WM für Fahrräder mit Propeller- oder Düsenantrieb" statt. Eine Meldung in der Heimatzeitung genügte, um erste Interessenten zu locken. Und auf seiner Internetseite hat Gehr schon jetzt die ersten Anmeldungen vorliegen.
"Positiv verrückte Menschen" nennt Gehr die Teilnehmer an seinen Aktionen - so, als wolle er sich selbst ein wenig distanzieren. Aber das Gespräch mit ihm zeigt zweifellos: Auch er zählt zu dieser Gruppe Mensch. Wer sonst würde sein Haus mit 60000 Euro belasten, nur um für ein neues Projekt bürgen zu können?
Im Internet: www.hoverbike.de.tl