Fassadenmalerei und klassische Holzbauten: Fährt man zum Cube-Hotel, sieht man die 750-Seelengemeinde Biberwier im Zugspitz-Gebiet zunächst von ihrer traditionellen Seite. Das Sporthotel direkt bei der Bergbahn bildet einen krassen Kontrast. "Cube" heißt Würfel - und so sieht das Gebäude auch aus: Ein verglaster, fensterloser Kasten, der aus dem Schnee herauswächst. Vor allem für manchen Anwohner war das Gebäude optisch gewöhnungsbedürftig, als das Hotel im Jahr 2007 eröffnete.
Auch in Oberstdorf will die Hotelgruppe nun am Fuße der Fellhornbahn ein "Cube" bauen. Gegner fürchten, dass mit dem Sporthotel "Ballermann in den Bergen" Einzug im Tal halten könnte. Ähnliches spielte sich zeitweise tatsächlich auch in Biberwier ab, erzählt Anwohnerin Sandra Taxer. Ein früherer Hoteldirektor habe öffentliche Partys angeboten, bei denen gegen einen Niedrigpreis unbegrenzt Alkohol konsumiert werden konnte. Die Bürger protestierten, der Bürgermeister verhandelte, die Partys wurden unterbunden. Inzwischen spielt sich das Hotelleben vor allem in der Lounge und an der Bar ab. "Da ist die Stimmung angenehm", weiß Anwohner Werner Taxer, selbst gelegentlich Gast.
"Wir haben dazu gelernt", sagt Cube-Pressesprecherin Elisabeth Scheiring. Die klare Erkenntnis: Partys seien beim Hotelpublikum nicht gefragt. Cube sei auf sportlich Aktive ausgerichtet - und ein Sportler konsumiere abends einen Energiedrink, keinen Alkohol. In Oberstdorf ist erst gar keine Disco geplant. "Von Ballermann kann man nicht leben", ergänzt der Biberwierer Hoteldirektor Bert Steenman. Dieses Publikum habe selbst wenig Geld - dafür seien Reparaturkosten und Security viel zu teuer.
Auch in anderen Bereichen setzt die Hotelgruppe heute auf mehr Niveau: Es gibt keine Achtbettzimmer mehr, die Gäste können zwei bis vier Betten im Zimmer buchen. Mit den Vierbettzimmern wolle man vor allem Familien ansprechen, sagt Scheiring. In der Lounge stehen in Biberwier italienische Designercouchen, ausgestellt wird Kunst von Marco Mehn.
"Das Hotel ist modern und praktisch, es fehlt aber nicht an Gemütlichkeit", lobt Hotelgast Rainer Scharrelmann (45) aus Bremen.
Verstärkt setzt man bei Cube auf Wellness. In Biberwier gibt es Sauna, Solarium und eine Alpha-Liege zum Entspannen. In Oberstdorf könnte man sich laut Scheiring zusätzlich ein Schwimmbad vorstellen. Auch, was das Essen angeht, hat die Cube-Spitze umgedacht: In den Anfangsjahren kritisierte mancher Gast noch das Fast Food, heute gibt es auf Sportler ausgerichtete, leichte, vitaminreiche Kost.
"Wir vermarkten bewusst die Region, nicht nur unsere Hotels", hebt Scheiring hervor. Bisher gibt es drei der Sporthotels. 2004 eröffnete das erste Haus in Nassfeld bei Kärnten, 2005 und 2007 folgten die Cubes Savognin in der Schweiz und in Biberwier.
Neue Gäste anzusprechen, scheint zu funktionieren: Der Schweizer Christian Reinhard etwa verbrachte seinen vergangenen Urlaub im "Cube" in Savognin, dieses Jahr ist er nun in Biberwier. Und Karolina Schwarz (23) und ihre Freund Marc Reimus wollen im Sommer wiederkommen, um dann im Zugspitzgebiet zu wandern und zu klettern.
"Das Cube-Hotel ist ein Fremdkörper mit Vor- und Nachteilen", sagt der Biberwierer Hotelier Engelbert Mösmer. "Aber wollen wir neues Publikum, müssen wir offen sein für Neues."