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Vom Patenonkel gabs den Seelenwecken

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Vom Patenonkel gabs den Seelenwecken

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    Allgäu (johs). - Einen Seelenwecken vom Patenonkel. Neben einem Besuch auf dem Friedhof gehörte diese Tradition im Allgäu für viele Kinder an Allerseelen früher einfach dazu. Doch mittlerweile ist das zu einer Zopfform geflochtene Gebäck nur noch in wenigen Bäckereien erhältlich. 'Der eigentliche Brauch ist ein wenig in Vergessenheit geraten', erklärt der Allgäuer Heimatforscher Pius Lotter. Denn früher hätten die Familien darüber hinaus in der Zeit um Allerheiligen und Allerseelen die Armen zu sich nach Hause eingeladen und ihnen als Speise die Seelenwecken angeboten.'Als Kinder haben wir immer gedacht, dass die menschliche Seele genauso ausschaut wie ein Seelenwecken', erinnert sich Lotter. Traditionell seien früher ab Allerheiligen auch viele Haustüren unverschlossen geblieben. 'In der Wohnstube haben dann die Leute Milch und Brot für die armen Seelen aufgestellt. Sie glaubten, dass die Toten in der Seelenwoche an ihren Wohnort zurückkehren und dann eine Stärkung benötigen.' Auch heute noch wird die Seelenwoche mit dem Allerheiligenfest eingeläutet. 'Früher fanden in dieser Zeit täglich Seelenrosenkränze in den Kirchen statt', erklärt Lotter. Heute sei das aber nur noch in einigen ländlichen Gegenden Brauch. Während am Hochfest Allerheiligen die katholische Kirche aller Heiligen gedenkt, also auch derer, die nicht an Namenstagen geehrt werden, soll an Allerseelen an die Verstorbenen erinnert werden. Doch findet der traditionelle Besuch der Gräber bereits am Nachmittag des Allerheiligenfestes statt. 'Da Allerseelen kein gesetzlicher Feiertag ist, versammeln sich die Angehörigen einen Tag früher auf den Friedhöfen, um für die Seelen ihre verstorbenen Mitmenschen zu beten', erklärt der Oberstdorfer Regionaldekan Peter Guggenberger. Der Ursprung von Allerheiligen geht bis in das fünfte Jahrhundert nach Christus zurück.

    'Damals wurde das heidnische römische Pantheon in Rom, das zuvor das Heiligtum der antiken Götterwelt war, der Jungfrau Maria und allen Märtyrern geweiht'. Bonifatius IV. ordnete daraufhin eine jährliche Feier für alle Heiligen an, da es unmöglich war, jeden Heiligen an einem besonderen Tag zu ehren. Als Gedenktag diente der erste Freitag nach Ostern. Erst im Jahr 835 entschied Papst Gregor IV., das Fest auf den 1. November zu verlegen. Bei den Katholiken wird an den Gräbern der Angehörigen das so genannte 'Seelenlicht' entzündet, das auch noch am darauf folgenden Allerseelentag leuchten soll. 'Es dient als Symbol für das 'Ewige Licht', das den Verstorbenen leuchtet. Damit soll zum Ausdruck kommen, dass das Leben in Gott stärker ist als der irdische Tod', so Guggenberger. Seit dem neunten Jahrhundert hat auch das alljährliche Totengedenken ein festes Datum. 998 legte der französische Abt Odilo von Cluny in einem Dekret die Allerseelenfeier auf den 2. November fest. Die Mönche von Cluny verbreiteten den Feiertag weiter. In Rom wurde er erstmals im 14. Jahrhundert begangen. 'Die Menschen beten seitdem für die Seelen ihrer verstorbenen Angehörigen. Sie hoffen, dass sie sich dadurch der ewigen Einsamkeit entziehen können und am Tag des jüngsten Gerichts am himmlischen Hochzeitsmahl teilhaben dürfen', sagt Dekan Siegbert Schindele aus Memmingen. Mit den geschmückten Gräbern wollen sie laut Schindele aber auch gleichzeitig ihre Dankbarkeit gegenüber den Verstorbenen zum Ausdruck bringen.

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