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Vom Palmesel und Binden der Palmbuschen

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Vom Palmesel und Binden der Palmbuschen

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    Füssen/Halblech | wil | 'Unschuldige Hände begehen keine Handlungen der Gewalt. Es sind Hände, die nicht von Korruption oder Bestechung befleckt sind. Lebt mit unschuldigen Händen und reinen Herzen!' rief Papst Benedikt XVI. am Palmsonntag vergangenen Jahres den 400 000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom zu.

    Die Friedfertigkeit stand im Mittelpunkt seiner Predigt nach dem Evangelium, in dem es heißt: 'Tochter Zion, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, er reitet auf einer Eselin.' Mit Jubelrufen und Zweigen, die man vor ihm auf der Erde ausbreitete, wurde Jesus gefeiert beim Einzug in Jerusalem, der Stadt seines kommenden Leidens.

    Mit Palmzweigen und Olivenzweigen begleiten die Menschen in südlichen Ländern auch heute die Palmsonntagsprozession. Palme und Ölbaum symbolisieren die heiligen Pflanzen Israels. Nördlich der Alpen sind es statt der oft meterhohen Palmwedel die Palmbuschen. Um die ersten Frühlingsbringer, die Blütenstände der Salweide, die Weidenkätzchen, die 'Palmkätzchen' werden seit uralter Zeit wintergrüne Zweige vom Buchsbaum, dem Segensbaum, Wacholder, auch Hasel und Stechpalme zu Buschen gebunden.

    Auf den Palmbaum oder Palmbesen gesteckt, sind sie in vielen Gegenden der Stolz der Buben, die sie von Haus zu Haus tragen. Heute werden sie oft nach der Segnung zugunsten der Ministrantenarbeit verkauft. Das ganze Jahr über schmückt der Palm den Herrgottswinkel, so ist es der Brauch. Er soll Haus und Stall gegen alles Böse schützen, vor Unheil und Unwetter bewahren.

    In Füssen lebte vor 35 Jahren die Tradition des Palmeselziehens wieder auf und gehört seither als Versinnbildlichung von Christi Größe und Erniedrigung zum kirchlichen Brauchtum. Im Mittelalter ritt der Pfarrer bei der Prozession auf dem Esel voran und zeigte so den Menschen das biblische Geschehen, wie der Einzug in Jerusalem auch am Beginn der Passionsspiele steht.

    Der eher bockige Esel machte bald einem hölzernen mit der Christusfigur Platz, wie man ihn in St. Mang in Füssen, St. Andreas in Nesselwang, St. Jodok in Bad Oberdorf oder in Petersthal am Rottachsee sehen kann. Die Petersthaler haben mit der 700 Jahre alten hölzernen Figur in St. Peter und Paul den ältesten deutschen Palmesel. 'Du bist der Palmesel' - das müssen meist junge Partygänger hören, wenn sie am Palmsonntag als Letzte aus dem Bett kriechen. Der Esel gilt eben als träges Tier, und der Volksmund hat Humor.

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