Kaufbeuren/Ostallgäu | fro | Wenn, wie seit einigen Jahren üblich, Kinder am Vorabend von Allerheiligen mit bunten Maskeraden durch die Straßen ziehen und an Haustüren nach Süßigkeiten fragen, ist Halloween angesagt, ein amerikanischer Brauch mit irisch-keltischem Ursprung. Doch es gab auch andere Zeiten, als im Allgäu die Kinder in den "Klöpfelnächten" an den Türen pochten, um Süßes und Obst zu ergattern, wie sich eineAZ-Leserin erinnert. "Doch auf welchen Brauch geht das zurück?", fragt sie.
"I klopf, i klopf an. Lada na, s Weib isch Herr und net dr Ma. Äpfla, Bira, Nuß: D Klopfer standat duß." Mit derben oder amüsanten Sprüchen wie diesen standen in den "Klöpfelnächten" die Kinder vor den Pforten der Häuser und verlangten ihren Wegzoll, wobei sie manchmal zuvor auch mit Hämmern oder Besen an Türen und Fenstern klopften. Auch im Allgäu war der Brauch stark verbreitet. "Das wird in der Literatur erwähnt", erklärt Anton Brenner, Kaufbeurer Stadtheimatpfleger.
Klar ist, dass die Kinder an den drei Donnerstagen vor Weihnachten abends den "Klopferstag" zelebrierten, wobei das Gebaren sich auf Süddeutschland, Österreich und die Schweiz begrenzte und dort variierte. Doch der Ursprung des Brauches liegt eher im Dunklen: Einerseits soll er die Herbergssuche von Maria und Josef in Bethlehem symbolisieren.
Andererseits soll er eine heidnische Urheberschaft haben, weshalb er auch am germanischen Festtag des Donar stattfinde. Eine andere Theorie besagt, dass die Kinder vor den katholischen adventlichen Morgenmessen ("Rorate"), die um sechs Uhr stattfanden, an die Haustüren klopften, um die Bürger vor dem Verschlafen zu bewahren. Dafür bekamen sie dann ihren Obulus.
Aus Tirol wiederum sei seit dem 15. Jahrhundert bekannt, dass mit dem Anklöpfeln an Stallwände das Los der Lebenden erforscht wurde, weil die Haustiere als Antwort die Sterbenden des kommenden Jahres orakelten.

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Seit dem 16. Jahrhundert ist es wohl auch als "Heischebrauch" in Deutschland bekannt. Die Kinder wollten mit dem Aufsagen von Sprüchen Segen stiften und Süßigkeiten sowie Obst erheischen, erläutert Brenner. Allerdings muss das Klöpfeln derart penetrant geworden sein, dass es sogar zeitweise verboten war. Dennoch habe sich der Brauch auch im Allgäu noch lange bewahrt. "Ich kann mir vorstellen, dass er auch heute noch auf Dörfern vorhanden ist", meint Brenner.