Bei ostfriesischen Markthändlern lernen Allgäuer viel Neues Andrang auf dem Rathausplatz. Von Stefanie Moser Kempten 'Fischesser sind die besten Liebhaber', behauptet Wolfgang Lies. Um seine Ware unter das Volk zu bringen, ist ihm und seinen ostfriesischen Kollegen jeder Spruch recht. Auch Wurst, Käse, Obst und Gemüse haben die Marktschreier aus dem hohen Norden im Angebot. Ihre Stände haben sie am Wochenende auf dem Kemptener Rathausplatz aufgeschlagen. Und die ostfriesische Ungezwungenheit der Händler steckte die zahlreichen Marktbesucher schnell an. Vor allem genossen sie, dass die Verkäufer auch immer wieder einen ganzen Schwung Früchte oder Aal gratis in die Menge warfen.
Wolfgang Lies von 'Ebbe und Flut Veranstaltungen' stammt aus einer alten Fischerfamilie. Er organisiert die Märkte in ganz Deutschland, vor allem aber südlich des 'Weißwurstäquators'. Um Alt und Jung mit ostfriesichen Traditionen bekannt zu machen, lädt er die Besucher beispielsweise zu einem Wettbewerb im Krabbenpulen ein. Dabei gilt es, in sechs Minuten so viele Krabben wie möglich aus ihrer Hülle zu befreien.
Schnaps muss brennen
Sieger am Samstag Nachmittag war Christian Mühlhöfer, der in einem Stechen Irmtraut Sonnenberg besiegte. Zur Belohnung bekamen beide Ostfriesengeist eingeschenkt hochprozentigen Schnaps, der vor dem Trinken angezündet wird. Der Kemptener Rekord im Pulen lag übrigens bei 45 Gramm. In der gleichen Zeit schafft der geübte Ostfriese ein halbes Kilo.
Bestens amüsiert haben sich auch die Teilnehmer beim Ostfriesenexamen: Struukbesenschmieten (Reisigbesenweitwurf), Klootscheeten (Holzkugelweitwurf), Jückloopen (Wassereimer tragend über einen Balken balancieren), Koh melken, Krabben pulen und Teebüdelschmieten (Teebeutelweitwurf) gelten als Volksbrauch. Und wer schon mal im Urlaub in Emden war, der tauschte beim Klönschnack Erinnerungen aus.
Auch den Händlern gefiel\'s im Allgäu. Sie wollen nächstes Jahr wieder kommen. Christian Mühlhöfer (rechts) siegte am Samstag beim Krabbenpulen. Den ostfriesischen Markt empfanden viele Besucher als unterhaltsame Abwechslung. Foto: Ralf Lienert