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Artikel: Vom Heuen mit der Gabel zu Hightech im Kuhstall

29. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
martina diemand

Rückblick Bauernfamilien in Wiggensbach erinnern sich

Von Barbara Hell |WiggensbachSpannende Geschichten hat der Arbeitskreis Heimatkunde in Wiggensbach herausgefunden. Der Hof von Willi Haggenmüller in Winnings 1 zum Beispiel. Seit 1518 ist er nachweislich in Besitz der Familie. Und Vorfahre Hans Haggenmüller war 1525 einer der Anführer des Allgäuer Bauernaufstands. Alle Anführer von Wiggenbach und Altusried sind damals aufgehängt worden, weiß Josef Haggenmüller, der zusammen mit Hans Zeller mühsam die Geschichte der alteingesessenen Bauernfamilien recherchierte. Nur Hans Haggenmüller sei die Flucht ins Ausland gelungen. Bei seiner Rückkehr hat er, aus Dank für sein Überleben, bei seinem Hof eine kleine Kapelle gebaut.

Die gibt es heute noch und die 79-jährige frühere Landwirtin Berta Haggenmüller kann sich noch gut daran erinnern, wie in der Kapelle der Rosenkranz gebetet wurde. Die Mutter des heutigen Landwirtspaars Willi und Karola Haggenmüller hat ihr Leben lang auf Bauernhöfen gelebt, erst als Tochter, dann als Bäuerin. 42 Tagwerk, 22 Kühe und zwei Pferde gehörten zur Landwirtschaft, die sie nach der Hochzeit am 5. 5. 1955 mit ihrem Heinrich umtrieb. In dem kleinen Weiler Winnings mit fünf, sechs Bauernhöfen wurde das Heu anfangs noch per Hand aufgeladen und die Milch in die gegenüberliegende Käsküche gebracht.

Tag begann um vier Uhr

Früh um vier hieß es aufstehen und Gras holen für die Kühe. Doch bald kam der erste Traktor, die Heumahd und der "Zettler", der den gemähten Schnitt wendete. Und als dann Willi Haggenmüller als ältester Sohn der sechs Kinder den Hof übernahm, wurde auch ein Auflader angeschafft. "Unglaublich, wie die Maschinen unsere Arbeit verändert haben", wundern sich Karola und Willi beim Blick zurück und meinen die Melkmaschinen genauso wie den Laufstall fürs Jungvieh. Mit den Finanzen dagegen seis eher schlechter geworden: "Früher haben wir Geld auf die Seite gebracht, heute zehrt man von den Reserven", beklagt das Paar die Schwankungen im Milchpreis.

Nicht viel anders sehen Josef und Hilde Haggenmüller, deren Hof in Schwarzachen 2 seit 1775 steht, die Entwicklung. Vier Generationen lebten zeitweise zusammen, als das Paar 1961 die Landwirtschaft übernahm - für die junge Frau kein Zuckerschlecken. Der Hof wuchs von 20 auf 35 Hektar, auf Entwicklungen des Markts wurde mit Kälbermast reagiert. Heute bewirtschaftet der Sohn 65 Hektar. Und noch immer hilft das Paar, das die 70 überschritten hat, mit. War früher die Arbeit körperlich anstrengender, so sei heute der Stress recht groß: "In drei Tagen die Ernte reinbringen, ist Nervensache - und Maschinen gehen immer dann kaputt, wenn mans nicht brauchen kann."