Benzinklau Spritdiebstahl hält sich in Kaufbeuren zwar in Grenzen, kommt aber immer wieder einmal vor - Zudem mehrere Fälle, bei denen Baumaschinen und Lastwagen angezapft werden">

Artikel: Volltanken und dann einfach abdüsen

1. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Benzinklau Spritdiebstahl hält sich in Kaufbeuren zwar in Grenzen, kommt aber immer wieder einmal vor - Zudem mehrere Fälle, bei denen Baumaschinen und Lastwagen angezapft werden

Kaufbeuren | sim | Die Spritpreise in Deutschland sind unverändert hoch. Dennoch wollen oder können die meisten Menschen nicht auf ihr Auto verzichten. Während Diesel und Benzin vor einigen Jahren noch nicht als typisches Diebesgut galten, erscheinen manchen Autofahrern in diesen Zeiten Straftaten zur Spritbeschaffung offenbar lohnenswert. Ob nun volltanken und einfach wegfahren - oder Heizöl statt Diesel verwenden, das steuerlich deutlich günstiger ist, die hohen Spritpreise wecken teils kriminelle Kreativität. Den zunehmenden Spritklau beklagte jüngst der Bundesverband der Tankstellen. In Kaufbeuren selbst hält sich der Benzindiebstahl allerdings noch in Grenzen, wie Werner Lutzenberger, stellvertretender Marktleiter des V-Baumarktes und der dazugehörigen Tankstelle, bestätigt. "Im vergangenen Jahr hatten wir höchstens vier oder fünf Tanksünder, davon war aber nur ein Fall wirklicher Benzinklau." Oft führen die Kunden weg, weil sie schlicht und ergreifend vergessen, zu bezahlen. "Die meisten kommen nach kurzer Zeit ganz zerknirscht wieder und begleichen die Rechnung dann doch noch", erzählt Lutzenberger. Die Kameras an der Tankstelle würden wohl aber auch viele potenzielle Diebe abschrecken, da über die Gesichter oder die Nummernschilder schnell der Schuldige ermittelt werden könne.

Anzeige wird gestellt

Mit den gleichen Mitteln arbeitet auch die Shell-Tankstelle in der Sudetenstraße. Allerdings könne auch dort keine steigende Tendenz für den Benzinklau festgestellt werden. "Es kommt immer mal wieder vor - aber dass sich mit den Spritpreisen auch der Spritklau erhöht hätte, kann man bei uns nicht sagen", so Cornelia Wolber, Pressesprecherin von Shell-Deutschland. Im Unterschied zur Tankstelle des V-Baumarktes sind die Tanksünder der Shell-Tankstelle aber wirkliche Spritdiebe. "Bei uns kommt nur ganz selten ein Autofahrer zurück, um zu bezahlen, aber natürlich bringen wir alle Diebstähle zur Anzeige", so die Pressesprecherin.

Christian Owsinski von der Pressestelle des Polizeipräsidiums in Kempten kann für das laufende Jahr keinen Anstieg an Spritdelikten feststellen. "Neben den eigentlichen Tankvergehen werden aber mittlerweile öfter auch Baumaschinen oder Lastwagen angezapft", berichtet Owsinski. Derart gelagerte Fälle wurden jüngst beispielsweise auf einer Baustelle zwischen Friesenried und Salenwang registriert. Zu dem eigentlichen Benzinverlust - teilweise bis zu 400 Liter - kämen bei derartigen Vergehen noch erhebliche Sachschäden hinzu. "Je wertvoller ein Gut wird, umso verlockender ist es für die Menschen, und um das Gewollte zu erlangen schrecken sie auch vor Straftaten nicht zurück."

Gerhard Stellmach von der Aral-Tankstelle klopft dagegen auf Holz, denn auch er hatte in diesem Jahr noch keinen einzigen Benzindieb an seinen Zapfsäulen. "Ich möchte nichts verschreien, aber wir hatten Glück. Ich habe die Tankstelle jetzt seit 23 Jahren und ich muss sagen, früher war es noch viel schlimmer mit den Tanksündern." Auf die Videoüberwachung will Stellmach aber nicht verzichten.