Die Bahnhofstraße war einst bekannt für ihre vier Biergärten: Sonnenkeller, Kreuzgarten, Schützenkeller und Gansgarten. Sie alle gehen auf Bierkeller städtischer Brauereien zurück. Kreuzgarten: Der Brauer Matthäus Unsöld vom "Goldenen Kreuz" am Rathausplatz stellt 1836 den Antrag auf Bau eines Bierkellers an der Bahnhofstraße 6. Der Bierausschank lief gut, denn 1861 wird eine Kegelbahn gebaut, 1865 die Wirtschaft erweitert und 1885 ein Eiskeller gegraben. 1898 übernimmt August Weixler vom Bürgerlichen Brauhaus den Kreuzgarten und beauftragt 1900 den Architekten Leonhard Heydecker mit einem Neubau. 1911 bringt er den Kreuzgarten ins neu gegründete Allgäuer Brauhaus ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg richtet sich dort die Brauereiverwaltung ein. 1962 eröffnet ein Wienerwald-Restaurant, 1963 lädt die Firma Feneberg in ihre Milchtrinkstube ein und Ende 1963 begrüßt Anton Rogg seine Gäste in Kemptens erstem Schnellimbiss.
Die Firma Ruppert aus Weilheim erwirbt den Komplex und ersetzt ihn 1982 durch einen Neubau, in dem noch heute das Bekleidungshaus K&L Ruppert und die Buchhandlung Tobias Dannheimer sind.
Sonnenkeller: Schon 1845 will Brauer Ulrich Langenmayr von der "Sonne" an der Klostersteige einen Sommerbierkeller bauen, doch erst 1851 verwirklicht Sohn Markus die Pläne zwischen Fischertor und Kreuzgarten. 1860 wird das Gebäude aufgestockt und 1869 ein Eiskeller angelegt. 1875 übernimmt Karl Bayer das Anwesen und erweitert es. 1888 kommt der Sonnenkeller zur Aktienbrauerei Kempten. Unter Brauereidirektor Theodor Haugg wird 1903 das Restaurant Central eröffnet und 1905 nach den Plänen von Architekt Heydecker erweitert.
1921 erwirbt Eisenhändler Franz Tröger den Sonnenkeller. Nach den Entwürfen von Architekt Andor Àkos entsteht 1927 ein imposantes Geschäftshaus. 1973 wird das Trögerhaus mit den Häusern Freudenberg 9 und Boleite 64b von der Contract-Bau Allgäu (CBA) abgebrochen und durch den Illerkauf ersetzt.