"Die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2009 in einem Satz zusammenzufassen, ist unmöglich", erklärt Alfred Immerz, Leiter der Polizeiinspektion Marktoberdorf. Denn die Inspektion hat in ihrem Dienststellenbereich mit einer Gesamtzahl von 890 Verkehrsunfällen zwar einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen (plus 62 Unfälle), gleichzeitig kamen mit sechs getöteten Verkehrsteilnehmern aber weniger Personen im Straßenverkehr ums Leben, als noch im Jahr zuvor. Demgegenüber ist die Zahl der verletzten Verkehrsteilnehmer auf 235 Personen gestiegen, 46 Menschen wurden schwer verletzt. "Es sind vor allem beteiligte Rad- und Motorradfahrer, die aus fast jedem Unfall Verletzungen davon tragen", betont Immerz. Ein Radfahrer, sowie zwei Fußgänger kamen im Straßenverkehr ums Leben.
Schulkinder meist übersehen
Besorgt zeigt sich Immerz vor allem über eine Tatsache: Die Zahl der Schulwegunfälle ist erstmals wieder deutlich angestiegen. War 2008 nur ein Schüler in einen Unfall verwickelt, kam es 2009 zu insgesamt fünf Unfällen auf dem Schulweg.
"Besonders tragisch ist, dass die Kinder selbst keinen der Unfälle verursacht haben. Viermal übersahen Autofahrer radelnde Kinder, einmal wurde ein Kind verletzt, weil der Schulbusfahrer zu früh anfuhr und übersehen hatte, dass das Kind noch nicht vollständig aus dem Bus ausgestiegen war." Die meisten dieser Schulwegunfälle hätten sich, so Immerz, in den Wintermonaten und morgens gegen 7.45 Uhr ereignet.
Gefährliche Strecken entschärfen
Außerorts macht Immerz vor allem eine Strecke im Dienststellenbereich große Sorgen: Die B 472 zwischen Bertoldshofen und Etzlensberg. Auf der 5,6 Kilometer langen Strecke ereigneten sich allein im vergangenen Jahr 42 Verkehrsunfälle. Ein Grund für diese Unfallhäufung, so Immerz, liege sicherlich darin, dass die Strecke sehr waldig und die nicht vollständig ausgebaute Fahrbahn an manchen Abschnitten nur sechs Meter breit sei. Der Inspektionsleiter fordert, "diese gefährlichen Streckenabschnitte dringend zu entschärfen!"
Die meisten Unfälle im Jahr 2009 resultierten daraus, dass Fahrer nicht ordnungsgemäß auf der rechten Seite gefahren sind oder die Vorfahrt missachtet haben. Zehn Unfälle gingen auf das Konto von Alkoholsündern. Hierbei wurden sechs Personen verletzt, ein Kleinkind getötet.
"Auch wenn wir in diesem Jahr weniger Unfälle unter Alkoholeinfluss zu verzeichnen hatten, wurden von uns 69 alkoholisierte Fahrzeugführer aufgegriffen und angezeigt", erklärt Immerz. Auffallend häufig würden Fahrer hierbei am Morgen nach einer Feier den Restalkohol unterschätzen.
Insgesamt sei vor allem die Altersgruppe der 18- bis 24-jährigen Fahrer bei Unfällen auffallend häufig vertreten; in fast zwei Drittel dieser Fälle als Unfallverursacher.
Menschen schauen häufiger hin
Auch die Zahl der Unfallfluchten hat mit 120 Fällen leicht zugenommen, 16 Personen wurden bei solchen Unfällen verletzt.
Doch mit einem Aufklärungsergebnis von über 48 Prozent zeigt sich Immerz sehr zufrieden: "Unfallfluchten sind leider sehr schwer zu ermitteln, aber wir merken, dass die Menschen immer häufiger hinschauen und sich als Zeugen bei uns melden."
Auch zukünftig will die Polizeiinspektion Marktoberdorf großen Wert auf Geschwindigkeits-, Alkohol- und Drogenkontrollen legen. "Hier können wir anpacken und möglichen Unfällen mit unserer Verfolgung gegensteuern", erklärt Immerz.