Ärzte sprechen von Epidemie und raten zur Impfung 'Keine harmlose Krankheit' Marktoberdorf/Ostallgäu (kpm/hku). Im Raum Marktoberdorf und Kaufbeuren gibt es eine regionale Masern-Epidemie. Das berichten viele Kinderärzte. Die Mediziner warnen vor schweren Folgen der Krankheit und raten zu Impfungen. Das Gesundheitsamt dagegen will nicht von einer Epidemie sprechen, sondern von einer Häufung der Fälle im Vergleich zu den Vorjahren.
'Seit Ende März beobachten wir eine starke Zunahme von Masern', sagt der Marktoberdorfer Kinder- und Jugendarzt Walter Breiner. Er spricht von einer 'kleinen Epidemie'. Sie sei aus dem Raum Kempten ins Ostallgäu vorgedrungen und arbeite sich weiter Richtung Osten vor. Marktoberdorf sei schon voll betroffen, nun würden Masern-Fälle auch in Bidingen oder Stötten auftreten.
'Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit , sondern eine schwere Infektionskrankheit', betont Breiner. Mittelohr- und Lungen-Entzündungen könnten folgen. Einer von 1000 bis 2000 Masern-Erkrankten bekomme zudem Hirnentzündung, sagt Kinderarzt Breiner. Diese führe in 40 Prozent der Fälle zum Tod oder zu bleibenden Schäden.
'Schutz bis zu 97 Prozent'
Wegen dieser Komplikationen rät Breiner, Kinder ab dem zwölften Lebensmonat gegen Masern (und zugleich gegen Röteln und Mumps) impfen zu lassen. Der Schutz betrage dann 93 bis 97 Prozent. Wer noch sicherer gehen will, der solle eine zweite Impfung machen lassen. Diese empfehle sich nach dem zweiten Geburtstag, 'bei einer Epidemie schon vier Wochen nach der ersten Impfung'.
'Nebenwirkungen von Masernimpfungen sind selten', sagt Breiner. Wenn, dann könne es zu sogenannten Impfmasern kommen. Die allerdings seien weder gefährlich noch ansteckend. Er impfe pro Jahr rund 800 Kinder gegen Masern, im Schnitt bekomme nur eines Impfmasern. Zu den von vielen Eltern befürchteten Impfschäden sagt Breiner: 'Mir ist nicht bekannt, dass bei gesunden Kindern eine Masern-Impfung eine Krankheit hervorgerufen oder verschlimmert hätte.' Auch Dr. Johann Gundel von der Abteilung Gesundheitswesen des Landratsamtes (früher: Gesundheitsamt) plädiert für Impfungen. Bei Arztbesuchen sollten die Impfbücher vorgelegt werden, damit kontrolliert werden kann, ob der Impfschutz ausreiche.
Impfkritische Eltern und Ärzte dagegen raten von einer durchgängigen Masernimpfung ab. Die Komplikationsrate hänge vom Alter der Erkrankten ab, argumentieren diese Mediziner. Sie impfen außer Eltern verlangen es erst ab dem Alter von 10 bis 12 Jahren.