Obergünzburg/Ebersbach | sg | Die Entscheidung, 2008 nicht ein weiteres Mal für den Obergünzburger Marktrat zu kandidieren, ist Harald Drutzel nicht leicht gefallen. 24 Jahre hatte er - mit einer Unterbrechung von 1990 bis 1996 - dem Gremium angehört, zwölf Jahre davon als Zweiter Bürgermeister. Letztlich folgte der Familienmensch Drutzel dem Rat seiner Frau und seiner zwei Kinder. Denn für den Unternehmer Drutzel bedeutete sein Amt eine große zusätzliche zeitliche Belastung. Viele weitere Ehrenämter hatte der 62-Jährige inne. Und hier wie im Marktrat galt für ihn die Maxime: Wenn er anpackt, dann richtig. Für seine Verdienste um die Gemeinschaft wird ihm am kommenden Freitag die Obergünzburger Ehrenmedaille verliehen. Besonders freue ihn, so Drutzel, dass er sie gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten im Marktrat, Hermann Knauer überreicht bekomme.
Seit der gebürtige und bekennende Rheinländer in Ebersbach wohnt, engagiert er sich für den Obergünzburger Ortsteil. Am Anfang stand 1972 sein Posten als stellvertretender Abeilungsleiter im Fußballverein, dann der Aufstieg zum Abteilungsleiter und Seniorentrainer in Ebersbach und Günzach. Neun Jahre war er Zweiter Vorsitzender beim TSV Ebersbach, zwölf Jahre lang Erster. Unter seiner Regie enstand mit großem Energieeinsatz die neue Ebersbacher Turnhalle.
"Die Zwölf spielt in meinem Leben offensichtlich eine große Rolle", meint Drutzel und rechnet vor: Zwölf Jahre lang war er Zweiter Bürgermeister, TSV-Vorstand und bei der Bundeswehr. Die verließ der gelernte Maschinenschlosser im Rang eines Oberfeldwebels.
Vor 21 Jahre machte sich Drutztel als Unternehmer selbstständig. Heute hat sein Betrieb, in dem Schneepflüge gebaut und kommunale Fahrzeuge vertrieben werden, 20 Mitarbeiter. Seine unternehmerischen Tugenden wie Risikobereitschaft, Durchhaltevermögen Durchboxen, was einmal angefangen wurde, kamen ihm auch bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit zugute. Auf seine Initiative bekam Ebersbach 1975 einen eigenen Kindergarten, er gründete als überzeugter CSU-Mann und bis vor kurzem CSU-Vorsitzender die Frauen-Union am Ort und stolz ist er darauf, dass bis heute Soldaten aus Kaufbeuren beim jährlichen Veteranenjahrtag - "laut meiner Familie Vatis höchster Feiertag" - dabei sind. 30 Jahre lang gehörte er dem Schulverband an. Soziale und gesellschaftliche Themen waren Drutzel, der sich als "roten Schwarzen, weil ich Ungerechtigkeiten hasse" bezeichnet, immer wichtig.
1978 hatte sich Drutzel erstmals als Marktratskandidat aufstellen lassen und wurde auf Anhieb in das Gremium gewählt. Erneut Erfolg hatte er damit 1984. Aus beruflichen Gründen ließ er sich 1990 nicht nominieren, sondern erst 1996 wieder. Weitere zwölf Jahre - jetzt auch als Stellvertreter von Bürgermeister Herbert Schmid - setze er sich für die Gemeinde ein. "Ich habe viel Zeit in das Ehrenamt investiert", sagt Drutzel rückblickend. Aber keinen Moment habe er das bereut. Er habe das gerne gemacht. Einige Urkunden, die gerahmt an der Wand seines Büros hängen, zeugen von diesem Einsatz. Der TSV Ebersbach zum Beispiel hat ihn zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Seine Frau, so Drutzel, habe dieses Engagement immer mitgetragen.

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Natürlich verfolge er die Gemeindepolitik auch heute noch genau. Auch wenn es nie sein Ziel gewesen sei, Politiker zu werden - das hat sich so ergeben -, habe er sich für Politik besonders interessiert. Die Bücher in seinen Regalen zeugen davon. Besonders beeindruckt habe ihn Adenauer.