In diesen Tagen geht es rund. Die Narren müssen Standfestigkeit und eine gute Kondition beweisen, denn in vielen Allgäuer Städten und Orten stehen Faschingsbälle, Prunksitzungen und große Umzüge auf dem Programm. Das bedeutet: viel Spaß, gute Laune, aber eben auch wenig Schlaf.
Zum Beispiel für einen wie Jochen Bauer. Der 37-Jährige ist im vierten Jahr der Zunftmeister der Fastnachtszunft Burgenstadl Pforzen, so etwas also wie der Vorsitzende des Vereins. Fragt man ihn nach seinem Terminplan in den nächsten Tagen, wird schnell klar: Der Bauingenieur nimmt zwar bis zum Aschermittwoch Urlaub. Freizeit aber hat er so gut wie keine. Seine Tage als Zunftmeister beginnen meist um 8 Uhr und enden oft zu jener Zeit, wo andere schon wieder aus dem Bett steigen und sich auf den Weg zur Arbeit machen.
"Na ja", gesteht er, "eigentlich bräuchten wir vom Elferrat nach dem Fasching einige Tage zum Erholen." Doch die gibt der Urlaubsplan nicht her. Also muss Jochen Bauer auf die Zähne beißen und durch. Wobei, nicht dass da ein falscher Eindruck entsteht: "Ich freue mich sehr auf die kommenden Tage.
Wir werden sicherlich in Pforzen eine tolle Stimmung und sehr viel Spaß haben."
Ohne den Fasching kann sich Jochen Bauer ein Leben nicht vorstellen. Schließlich gab es auch noch nie eines ohne die närrischen Tage. Schon als Hosenmatz war er mitten im Fasnetsgeschehen, mit sieben Jahren durfte er erstmals beim Umzug in einer Gruppe mitlaufen. Was heißt mitlaufen? Auf GoCarts düsten die Kinder durch die Straßen, und der kleine Jochen wusste vermutlich schon damals: "Fasching ohne mich? Undenkbar!" Mit zehn Jahren durfte er beim Bau eines Umzugswagens mitbasteln, seit 13 Jahren sitzt er in der Vorstandschaft.
Was ihn in diesen närrischen Tagen vor allem fasziniert: "Die Menschen sind alle in gelöster Stimmung und warten bereits auf den wärmenden Frühling." In dieser Atmosphäre fällt es ihm leicht, die Ärmel weit nach oben zu schieben. Organisieren, Stände herrichten, vorbereiten, abbauen, einkaufen, Auskunft geben: Es gibt immer etwas zu tun für ihn oder die Kollegen aus der Vorstandschaft. Am Sonntag dann gegen 16 Uhr wird er vermutlich das erste Mal tief durchatmen.
Dann ist der große Umzug vorbei. "Und hoffentlich nichts passiert", wie sich Jochen Bauer innig wünscht. Denn ein Unfall würde so gar nicht zur ausgelassenen Stimmung im Ort passen.