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Vertieft in Musik, Physik, Latein

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Vertieft in Musik, Physik, Latein

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    Marktoberdorf (az). - In der Aula des Gymnasiums Marktoberdorf wohnte eine interessierte Zuhörerschaft der Präsentation von ausgewählten Facharbeiten bei. Teils in Kurzreferaten, teils an Schautafeln und Ausstellungstischen stellten Abiturienten sie vor. Dabei zeigte sich wieder, welche erstaunlichen Ergebnisse von Schülern erbracht werden können. Ob das in einer Holzkiste fachmännisch verlötete Innenleben eines selbstgebauten Beamers (Florian Rettich), die Analog-Digital-Umsetzung in Theorie und Praxis (Andreas Armstorfer), eine Arbeit über die Energieerzeugung im Walchensee-Kraftwerk (Christian Molitor) oder die überaus kompliziert angelegten Gesetzmäßigkeiten im Bereich der Chaosforschung (Tanja Herfert) - nichts schien den Verfassern zu schwierig. So stellte auch Schulleiter Dr. Lorenz Deuringer die Schüler als 'Experten aller möglicher Wissenschaften' vor, wodurch das Gymnasium Marktoberdorf mit seinen Beiträgen zu 'Jugend forscht' immer wieder hervorragende Plätze erreiche. Aus Vorschlagslisten der Lehrer wählen die Kollegiaten ihr Thema aus. Auf unterschiedliche Weise wird dabei ihre Entscheidung beeinflusst. Bei Christoph Göttlicher waren es persönliche Eindrücke; da er längere Zeit in Australien weilte, konnte er die Kultur der Aborigines recht authentisch beschreiben. Eine ähnliche Motivation liegt der Arbeit von Christina Karg zugrunde, die sich mit den Mormonen im heutigen Amerika befasste. Andreas Bartl bewegte ein physikalischer Versuch, den er vor einigen Jahren im Deutschen Museum in München sah; so erprobte er selbst den 'Quantenmechanischen Effekt'.

    Vielfältige Interessen Als Thomas Hippold ein Thema suchte, entschied er sich für die in der Navigation bedeutende Technik der 'Kreiselmechanik', die er seinerzeit im Unterricht nie verstanden hatte; durch intensives Studium konnte er am Ende ein eigenes Modell eines Kurskreisels erstellen. Schon immer interessierte sich Sebastian Schredl für die Astronomie; so lag es nahe, dass er sich mit dem Phänomen der 'Schwarzen Löcher' auseinander setzte und ein Modell baute, das in anschaulicher Weise das Hineindriften rotierender Körper in den Sog eines Trichters zeigte. Mit einem gelungenen Versuch führte Tobias Storz seinen selbst konstruierten Stickstoff-Laser vor, bei welchem sich zwischen zwei Aluminiumplatten eine Spannung von 10000 Volt funkenreich und lautstark entlud. Auch umweltrelevante Themen fehlten nicht: Thomas Haase beschäftigte sich mit biologisch abbaubaren Kunststoffen, Michael Metterlein untersuchte in Böden und Pflanzen die radioaktive Strahlenbelastung, und Nicole Nitsche prüfte, unter welchen Bedingungen Zitronen ihren Vitamin-C-Gehalt verlieren bzw. behalten. Wenn auch naturwissenschaftliche Experimente mehr Möglichkeiten einer spektakulären Darstellung boten, so hatten doch auch andere Themen ihren Reiz. Als Christine Filser ihre selbstgebaute 'Sansula' präsentierte, wurde es geradezu meditativ. In der äußeren Form einem Tamborin ähnlich, zählt dieses Instrument zu den 'Lamellophonen', die in der afrikanischen Musik gespielt werden und bei uns in der Klangtherapie Anwendung findet. Die Erkundung führte die Schülerin bis nach Niedersachsen, wo sie den Erfinder der Sansula aufsuchte und mutig mit dem Eigenbau begann, dem sie sanfte Klänge entlockte. Dass die 'Einrichtung und Systematisierung einer Musikbibliothek' wissenschaftlich zum Facharbeitsthema avancierte, wurde vom Publikum als bemerkenswert empfunden, fühlte sich doch so mancher bei der auf großen Bildern dargebotenen Entsorgungs- und Sortierarbeit an häusliche Entrümpelungsaktionen erinnert. Amüsant gestaltete sich der Vortrag von Katharina Zink, die lateinische Gedichte des römischen Dichters Martial (40-104 n. Chr.) in Allgäuer Dialekt übersetzte und gekonnt vortrug. Wenn man nicht weiß, dass diese Epigramme im Versmaß des 'Elegischen Distichons' gehalten sind und aus berühmter historischer Feder stammen, könnte man meinen, es handelt sich bei den Versen um 'G’stanzl', die auf nette, aber eindringliche Weise unsere eigenen Schwächen aufzeigen.

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