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Verschrobene Masken, die Geistern Angst einjagen sollen

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Verschrobene Masken, die Geistern Angst einjagen sollen

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    Oberallgäu (vk). - Sie reißen das Maul auf, zeigen ihre derben Beißwerkzeuge, rollen die Augen - furchterregend! Doch genau das ist gewollt. Denn diese verschrobenen Gesichter sollen Angst einjagen - den zahllosen Dämonen und bösen Geistern, die unseren Vorfahren besonders in düsteren Winternächten zusetzten. So bastelte man sich Masken, die im Ostrachtal besser bekannt sind unter dem Namen 'Butzelarva'. Rund 60 von ihnen (die älteste stammt aus dem 18. Jahrhundert) sind ab heute im Rathaus von Bad Hindelang zu sehen. Da grinsen sie dann von den Wänden, der 'Breitmülare', der 'Zahluckare', aber auch der 'Heanlare', der, um den Schrecken zu toppen, noch ein paar Hörner trägt, oder der 'Gschtrupft', mit dem wüsten Zinken im Gesicht, adlerhakig und obendrein noch gehörig verdellt. Das sind die im Ostrachtal üblichen 'Grundvisagen' - bei den Larven, versteht sich - die es dann aber in allen erdenklichen Variationen gibt, erzählt Hermann Schlipf, Initiator der Ausstellung und selber Larvenschnitzer. Damit gehört der pensionierte Postbeamte zu den über 100 Schnitzern im Tal, die sich durchweg nur nach Feierabend mit den hölzernen Grimassen beschäftigen. Die Butzelarva - der Butz ist eine Fasnachtsgestalt - haben in und um Bad Hindelang herum eine lange Tradition. Die ältesten Masken stammen aus der Werkstatt der Gebrüder Eberhard, die im 18. Jahrhundert im Dorf als Bildhauer arbeiteten. In den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts brachte dann Johann Kaufmann, der 'Blattschnieder' (er schnitzte vornehmlich Blumen und Blattwerk), neue Vielfalt in das Larvenwesen.

    Er war damals 'Mädchen für alles' im Hause Modersohn auf dem Gailenberg, und von Christian Modersohn stammen denn auch einige sehr ungewöhnliche 'Fassungen'. So nennt der Larvenmacher die Bemalung der fertig geschnitzten Masken, die entweder aus einem Brett oder - was schwieriger ist - aus einem Lindenholzblock herausgearbeitet werden. Linde, erläutert Schlipf, ist gut zu bearbeiten und vor allem sehr leicht. Nach altem Brauch wird die fertige Holzlarve dann geschliffen, mit einer Kreide-Leim-Mischung grundiert, nochmals geschliffen und dann erst bemalt. Anschließend werden die Masken häufig lackiert und auch noch mit einer Schicht Bienenwachs überzogen: 'Das gibt ihnen einen natürlichen weichen Schimmer', weiß der 64-jährige Vorderhindelanger aus Erfahrung. Er hat in seinem Leben etwa 100 Larven gefertigt. Oft sind es eigene Entwürfe, nicht selten aber auch Anfertigungen nach historischem Vorbild. So wie sein jüngstes Werk, ein 'Gschtrupft', das er vor wenigen Wochen -nach rund 40 Arbeitsstunden - fertig gestellt hat und dessen rund 200 Jahre alte Vorlage aus der Eberhard-Werkstatt stammt. In der Ausstellung hängen Original und Nacharbeitung einträchtig nebeneinander. Wobei sich die 'Zweitwerke' ganz bewusst von ihrem Vorbild unterscheiden sollen, meint Hermann Schlipf, der als Autodidakt viel auch von dem 1986 verstorbenen bekannten Holzbildhauer Karl Schropp gelernt hat. Etwa ein Dutzend Schnitzer aus drei Jahrhunderten sind mit ihren Werken in der Ausstellung vertreten, die vom Heimatdienst Hindelang und dem Gebirgstrachtenverein 'D’ Ostrachtaler' organisiert wurde. Für Auswahl und Gestaltung zeichnen Hermann Schlipf, Magnus Wimmer und Kunstmaler Josef Schmid verantwortlich. i Die Ausstellung 'Butzelarva usem Ostrachtal' im Rathaus Bad Hindelang ist bis 19. Februar zu besichtigen (mittwochs, freitags, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr, sonntags zusätzlich von 10 bis 12 Uhr). Der Eintritt ist frei.

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