Kaufbeuren | agi | Das Ehepaar Mayrhuber hat sich mitten im Krieg - beim Fronturlaub des Kaufbeurers Peter Mayrhuber im Jahr 1941 in Friedberg/Hessen - kennengelernt. Erst im Schwimmbad, dann an der Kinokasse konnte er das Herz von Joahnna, seiner Zukünftigen, gewinnen. Für den 23. Oktober 1943, also genau vor 65 Jahren, war dann die Hochzeit geplant. Trotz aller Kriegsnot organisierten das Brautpaar und seine 25 Gäste selbstversorgend eine Feier - das Jubelpaar plante zwar, in schlichter Kleidung zu heiraten, doch der Anzug, der aus Peters Heimat Kaufbeuren nach Friedberg geschickt werden sollte, kam nicht an. Da griff der Bräutigam kurzerhand auf seine - sichtlich einsatzerprobte - Uniform zurück.
Sirenengeheule am Polterabend
Der nächste Schreck: Am Polterabend ertönten die Sirenen. "Wir mussten die ganze Nacht im Luftschutzbunker verbringen und wussten gar nicht, ob die Hochzeit am nächsten Tag stattfinden kann", schildert Johanna Mayrhuber das bange Warten. Mit viel Glück konnten sie dennoch tags darauf ihre Liebe vor dem Standesbeamten und dem Pfarrer besiegeln lassen. 1945 zog Johanna nach Kaufbeuren zu den Schwiegereltern, während Peter Mayrhuber noch im Einsatz als Soldat war. Dabei zog er sich auch die schwere Schussverletzung zu, die ihm ein späteres Arbeiten als Friseur unmöglich machte. Doch im Elektrizitätswerk fand er ein neues Metier.
Drei Töchter kamen zur Welt. Und die gebürtige Hessin Johanna fand in Kaufbeuren eine neue Leidenschaft: Als gläubige Christin engagierte sie sich aufopfernd in ihrer Kirchengemeinde. Mit dem Kirchenbau der Heiligen Familie übernahm sie 1966 für viele Jahre die Mesner-Stelle. "Und das war ich mit Leib und Seele." Ob Frauenbund oder Kolpingfamilie, Johanna widmete den einzelnen Einrichtungen viel Liebe und Zeit, unternahm damit - zusammen mit Ehemann Peter - auch zahlreiche Ausflüge und Urlaubsreisen, an die sich beide heute noch gerne erinnern. Alles ist feinsäuberlich im Familienalbum dokumentiert. Denn: Fotografieren war von je her das Steckenpferd von Peter Mayrhuber. "Ich habe über 17000 Dias gemacht", fügt der 94-Jährige stolz an. Der sportliche Kaufbeurer unternahm mit den Töchtern auch Ausflüge in die Berge und Radtouren, etwa nach Venedig.
"Ein Auto haben wir nie besessen", so beide. Das scheint auch für eine eiserne Gesundheit gesorgt zu haben. Erst vor ein paar Monaten nämlich zogen die Senioren in das Espachstift. Die 87-jährige Johanna Mayrhuber vermisst zwar noch die alte Wohnung. Ihr positives Denken lässt sie jedoch stets nach vorne blicken. Und dabei freut sie sich schon auf den Besuch vom Enkel und den beiden Urenkeln, "die leider im hohen Norden wohnen".
