Beim Blick zurück kam auch Oberostendorfs Bürgermeister Karl Fischer ins Schwärmen. "Seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten hat die Schule ihren Dienst getan", sagte er bei unserem AZ-Leserstammtisch im Gasthaus Kerler. Geht es nach dem Kompromissvorschlag der Gemeinde, ist im Sommer 2011 Schluss mit dem Idyll. "Zwei Jahre Übergang würden den Abschied erleichtern", so Fischer. Doch die rund 50 Bürger, die zur Diskussion gekommen waren, wollten sich damit nicht abfinden: Die meisten möchten ihre Schule behalten - für immer. Die hatte Experten und Politiker aufs Podium gebeten und den Bürgern die Möglichkeit gegeben, ihre Meinung kundzutun. Neben Fischer dabei: Schulamtsdirektorin Eva Severa-Saile, die Rektorin der Schule Stöttwang/Westendorf, Dagmar Schliwa, Richard Ficker, Bürgermeister von Stöttwang und stellvertretender Vorsitzender des Schulverbands, sowie für die übrigen betroffenen Gemeinden die Bürgermeister Manfred Hauser (Kaltental), Johann Strohhacker (Osterzell) und der Zweite Bürgermeister Karl Schuster aus Westendorf. Geleitet wurde die Diskussion von Markus Bär, stellvertretender Leiter der AZ-Lokalredaktion Kaufbeuren/Buchloe. Die Lager waren schnell aufgeteilt. Dagmar Schliwa verwies auf die "neue räumliche Situation" in Stöttwang und Westendorf durch das Ende der Teilhauptschule. "Es spricht viel für die Schließung der Schule", sagte auch Richard Ficker - und verwies auf fehlende Fachräume und Unterrichtsverluste durch die nötigen Fahrten nach Westendorf. Kaltentals Bürgermeister Manfred Hauser sah eine Schließung der Kleinschule ebenfalls positiv: Dann würden die Kaltentaler Kinder nicht mehr auf drei Schulen verteilt, sondern nur noch auf zwei.
Ganz anders die Bürger: Ulrike Altthaler, selbst Mutter, fragte, warum man nicht einfach die Klassen verkleinere und damit den Raumüberschuss beende. Schulamtsleiterin Severa-Saile machte da keine Hoffnung: Die Lehrerstunden teile der Freistaat zu. Landwirt und Vater Josef Müller, selbst ein fleißiger Unterschriftensammler für den Erhalt der Schule, bescheinigte der Institution einen "guten Geist" - eben wegen der Überschaubarkeit.
Viel Applaus bekam Veronika Stich für ihre Einschätzung des Kompromisses: "Eine Verlängerung um zwei Jahre ist für mich ein Witz." Stattdessen forderte die frühere Gemeinderätin ein Eintreten für das Wohl der Kinder. Ihre Lösung: die Bildung von Kombiklassen und - wenn es sein muss - der Austritt aus dem Schulverband. Elfriede Geiger forderte die Gemeinde auf, mutig das Nötige zu unternehmen.
Prognosen sind schwierig
Severa-Saile erteilte solchen Gedanken eine Absage. Für die Gründung einer eigenen Schule sei klar vorgegeben, welche Einrichtungen vorhanden sein müssten - und Oberostendorf habe eben weder eine Turnhalle noch einen Werkraum. Die zu erwartenden Schülerzahlen vergrößerten die Chancen ebenfalls nicht. Claudia Hakerla, Architektin und Mutter, widersprach: Gerade für Grundschulen seien Prognosen schwierig. "Vielleicht sind in zwei oder drei Jahren alle dankbar, dass wir die Schule erhalten haben."
Gemeinderat Sebastian Zindath erinnerte noch einmal an den Kompromissvorschlag. "Das gibt uns zwei Jahre Zeit." Zwei Jahre, in denen die Gemeinde sich informieren und Pläne ausarbeiten könnte.