Bodensee befürchtet Autobahn-Maut teurer: Mehr Ableitungssverkehr. Von Michael Munkler Lindau/Bregenz Einen totalen Verkehrsinfarkt zwischen Lindau-Zech und Bregenz bis zur Schweizer Grenze befürchten Verkehrsplaner und Behörden. Gründe sind die geplante drastische Erhöhung der Autobahngebühr in Österreich und die vorgesehene Einführung einer Lkw-Hauptmautstelle vor dem Pfändertunnel. Denn dann würden noch mehr Lkw- und Pkw-Fahrer nicht über die Autobahn Bregenz umfahren, sondern sich über die jetzt schon überlastete B 190 und B 202 durch Bregenz in Richtung Schweiz quälen.
Als die Pläne der neuen österreichischen Bundesregierung zur Mauterhöhung bekannt wurden, brach in Vorarlberg ein Sturm der Entrüstung los. Insbesondere aus der Tourismusbranche hieß es, Urlauber könnten abgeschreckt werden. 'Moderne Wegelagerei' nennt ADAC-Sprecher Rainer Walsch das Vorhaben. Nach jetzigen Überlegungen würde sich ab 2001 die Jahresvignette in der Alpenrepublik von derzeit 550 auf 1000 Schilling (rund 140 Mark) fast verdoppeln. Der Preis für die zehn Tage lang gültige Vignette würde sich nach diesen Plänen von umgerechnet 10,50 Mark auf 15 Mark erhöhen.
'Wir befürchten dadurch eine noch größere Zahl an Vignetten-Flüchtlingen', sagt Bertram Werle, bei der Bregenzer Stadtverwaltung für die Stadt- und Verkehrsentwicklung zuständig. Denn insbesondere der von der deutschen Autobahn A96 kommende Verkehr mit Zielrichtung Schweiz/Italien werde dann noch mehr als bisher auf die Bundesstraßen B190 und B202 ausweichen, die durch Bregenz und verschiedene Vororte verläuft. 'Vignettenflüchtlinge' nennen dies die Österreicher: Verkehrsteilnehmer, die nicht wegen weniger Kilometer durch den Pfändertunnel eine Maut zahlen wollen. Schon jetzt quälen sich laut Werle im Schnitt 20 000 Fahrzeuge täglich über die Bundesstraße durch die Stadt. Insbesondere in den Ferienmonaten gehört der Dauerstau von Lindau-Zech bis zur Schweizer Grenze zum gewohnten Bild. Folglich fordern die Stadt Bregenz und das Land Vorarlberg seit Jahren eine Mautbefreiung für den Pfändertunnel auf dem Stück zwischen Landesgrenze und Hohenems. Bisher jedoch vergeblich, obwohl die frühere Bundesregierung für den Raum Kufstein eine ähnliche Sonderregelung bewilligte.
Wenn 2002 in Österreich wie geplant ein elektronisches Autobahnmaut-System für Lkw mit Hauptkontrollstelle an der nördliche Pfändertunnel-Einfahrt eingeführt werde, dann sei das totale Verkehrschaos in der Stadt vorprogrammiert, glaubt Werle. Zu den vielen 'Vignetten-Flüchtlingen' im Pkw komme dann auch noch der Schwerverkehr hinzu. Auf deutscher Seite sei die Bevölkerung im Lindauer Stadtteil Zech schon jetzt extrem belastet, so Lindaus Polizeichef Erich Knestel.
Erwartung an FPÖ-Politiker
Hoffnung setzen die Bregenzer insbesondere in den Vize-Landeshauptmann Hubert Gorbach, der der FPÖ angehört. Der könne über seinen politischen Draht zum neuen FPÖ-Verkehrsminister möglicherweise eine Maut-Ausnahmegenehmigung für den Pfändertunnel erreichen, hofft Werle.