Die Schweinegrippe ist mittlerweile auch in Kempten und dem Oberallgäu angekommen (wir berichteten). Ein Grund zur Panik, versichern Mediziner immer wieder, sei das jedoch nicht. Und von Panik könne derzeit auch gar nicht die Rede sein, hat Dr. Herbert Müller, ärztlicher Direktor am Klinikum, festgestellt: "Allerdings sind die Menschen sensibler, und das ist zum Schutze aller auch gut so."
Das Problem an der Schweinegrippe sei, so Müller, ihre rasche Ausbreitung. Dabei bestehe das Risiko, dass das öffentliche Leben erlahmt. Allerdings nicht durch die Schwere der Erkrankungen, sondern durch die Vielzahl der Fälle, betont der Mediziner. Denn bei ansonsten gesunden Menschen sei der Verlauf in der Regel leicht.
Am Klinikum, erklärt der ärztliche Direktor, wappneten sich die Mitarbeiter in Verdachtsfällen mit Schutzkitteln, Einweghandschuhen und Mundschutz gegen eine Ansteckung. Es seien bereits einige Patienten mit dem H1N1-Virus aufgenommen und behandelt worden. Übrigens: Im Verdachtsfall rät der Mediziner, zunächst beim Hausarzt anzurufen. Am Klinikum zuständig sei die Innere Abteilung in der Memminger Straße. Allerdings bittet er, auch dort vorher anzurufen, damit möglichst keine Übertragung stattfindet.
Und wie gehen die Menschen mit dem Thema Schweinegrippe um? Haben sie Angst, meiden sie den Kontakt mit anderen oder läuft bei ihnen alles weiter wie bisher? Wir hörten uns dazu einmal um:
Eckhard Appel (54) aus Sonthofen und seine Frau verhalten sich "in keinster Weise anders als vor dem Thema Schweinegrippe". Man sollte die Sache Appelts Meinung nach sicherlich beobachten und ernst nehmen. Dass die Medien Panik schüren findet er nicht: "Sie müssen ja über so etwas berichten." Impfen lassen würde sich das Ehepaar bei dem jetzigen Stand der Dinge jedoch nicht.
Der 17-jährige Arda Karadag aus Kempten glaubt, dass es mit der Schweinegrippe wie mit BSE ist. "Es ist eine ernste Sache, die von den Medien eine zeitlang aufgebauscht wird", sagt er. Und später höre man nichts mehr davon, obwohl es die Krankheit immer noch gebe. Sein Verhalten habe er wegen der Krankheit eigentlich nicht geändert. "Aber aus der gleichen Flasche wie ein anderer trinken, sollte man vielleicht gerade nicht", fügt er an.
Dominik Priziwarra aus Kempten meint, dass jede neue Krankheit in den Medien hochgespielt wird. Deswegen findet er die ganze Aufregung übertrieben. Allein der Name Schweinegrippe, sei viel zu aufsehenerregend. "Es ist ja nur eine Grippe", betont er, "da gibt es doch viel schlimmere Krankheiten".
Seiner Meinung nach sollte man mit den neuen Impfungen auch vorsichtig sein. Schließlich seien die noch nicht erprobt.
Ähnlich sieht das die 54-jährige Heidemarie Rudhart aus Kempten. Sie wittert beim Thema Schweinegrippe Panikmache. "Außerdem hat die Pharmazie jetzt die Möglichkeit viel Geld zu verdienen." Eine Impfung findet die Kemptenerin nur für ältere oder chronisch kranke Menschen sinnvoll. Und das auch nur, wenn der Wirkstoff richtig erprobt ist. Ende September fährt sie durch Spanien nach Portugal. "Da werde ich mir vielleicht ein paar Mal öfter die Hände waschen", meint sie.