Chamonix / Allgäu: Verabschiedung von verunglückten Bergsteigern

22. Juli 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Ralf Lienert

Mont Blanc - Ein kleines Denkmal zur Erinnerung

Bedächtig dreht Bernd Strohbach einen Stein in seiner Hand. Einige Tränen rollen über sein Gesicht, als er von seinen Freunden erzählt - von deren Lebensfreude und deren Liebe zu den Bergen. Von zwei Menschen, die von dieser Welt viel zu früh Abschied genommen haben und deren letzte Ruhestätte nun 1400 Meter höher im ewigen Eis der Flanken des Mont Blanc de Tacul liegt.

Vor knapp einem Jahr hatten sich die beiden Allgäuer mit ihrem Bergführer um 3 Uhr früh auf den Weg gemacht, um ihren Traum wahr zu machen: die Besteigung des Mont Blanc. Die Verhältnisse waren perfekt. Es war kalt, es war klar, der Schnee gut begehbar. Aber dann geschah das Unfassbare. Oberhalb der Anstiegsroute brach ein riesiger Eis-turm und löste eine Lawine aus, die die Freunde und fünf weitere Bergsteiger über den Gletscherbruch und aus dem Leben riss.

Strahlender Tag

Nun stehen Bernd Strohbach und über 20 weitere Freunde der Verstorbenen auf der Moräne des zerklüfteten Bossongletschers und nehmen Abschied. Es ist ein strahlender Tag, angemessen für die beiden, die so strahlend durchs Leben gingen. Hinter dem wilden Gletscher thronen majestätisch Tacul, Dôme de Gôuter und der Mont Blanc.

Ein einzigartiges Denkmal haben die Freunde gebaut, aus gravierten oder bemalten Steinen. Jeder hat einen ganz individuellen mitgebracht, seinen persönlichen Abschied und Gruß - fest verankert eine bleibende Erinnerung an zwei großartige Freunde. Bunte Gebetsfahnen flattern im Wind.

Bernd Strohbach setzt den Abschlussstein auf das Denkmal, die letzten Schrauben werden festgedreht und dann sucht sich jeder ein Plätzchen und der Blick geht noch einmal hinauf ins ewige Eis, hinauf zu seinen Freunden.