Kempten (mr). - Die Nordspange, also die Verbindung zwischen Memminger und Kaufbeurer Straße, ist für die Bürger in Ursulasried ein heißes Eisen. 'Denn wir wären die Hauptbetroffenen', hieß es bei einer Info-Veranstaltung der Stadt Kempten. Die Südtrasse wurde in der lebhaften Diskussion der rund 70 Besucher kategorisch abgelehnt. Denn dass man ihre 'letzte grüne Lunge vor der Nase' beschneidet, wollten viele nicht. Selbst ein 'Deckel' auf eine am Bay Wa-Gelände vorbeilaufende Straße in vier bis fünf Metern Eintiefung könnte die meisten Ursulasrieder nicht besänftigen. Verbleiben noch zwei Nordtrassen, die nördlich der Bundeswehrsportplätze die Dieselstraße und damit das Ende des ersten Bauabschnitts erreichen (Einigen würde genau dieser Bauabschnitt schon genügen, denn am Fenepark vorbei sei man in Nu auf der Kaufbeurer Straße). Weitgehend abgelehnt wurde die Ursulasrieder Nordtrasse Nummer eins, nämlich die Verkehrsdurchleitung über die Porschestraße. Viel zu viele Anlieger seien in Mitleidenschaft gezogen, war der Tenor. Am meisten Befürworter gab es noch für die Nordtrasse zwei, wobei die Straße den Grünzug mit Bachlauf inmitten des Gewerbegebiets durchschneiden und den Verkehr über die Daimler- zur Kaufbeurer Straße führen würde. Ohnehin sollte sich die Stadt mit weiteren Belastungen für Ursulasried zurückhalten: 'Wir müssen schon genug Verbauung, Lärm und Dreck ertragen', sagte eine Rednerin. Gleich mehrere bezweifelten die Notwendigkeit einer Verbindung zwischen Memminger und Kaufbeurer Straße. Die Verkehrsprognosen besagten eher weniger Verkehrsbelastung und die Wartezeiten in den Hauptverkehrsstunden seien in größeren Städten viel länger als beispielsweise am Berliner Platz. Im übrigen wurde ein 'besserer und billigerer Nahverkehr' empfohlen. Dieser aber, so Bürgermeister Josef Mayr, könne nur Teile der Bevölkerung erreichen. Kempten erwirtschafte mit dem ÖPNV eh schon zwei Millionen Euro Defizit pro Jahr. Mayr konnte die Skepsis gegenüber einer neuen Straße verstehen. Es sei allerdings eine Illusion zu glauben, man könne beliebig mobil sein ohne Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.
Grundlage: Verkehrsgutachten Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann hatte eingangs die 'Notwendigkeit' einer Nordspange aufgezeigt. Als Grundlage diene ein Verkehrsgutachten von 2002 mit Befragungen und Knotenpunktzählungen. Auch die hohe Fahrzeugdichte in Kempten (und laut Bürgermeister Mayr die bisherigen Erfahrungen der Stadt) ließen auf eine ständig höhere Verkehrsbelastung schließen. Um einige Knotenpunkte wie die Kreuzung Adenauerring/Rottachstraße oder den Berliner Platz zu entlasten, sei der 'starken Verkehrsverflechtung West-Ost' mit einer Umfahrung zu begegnen. Die Nordspange würde nördlich des Gewerbegebietes 'Stiftbleiche' von der Memminger Straße abzweigen und 'wegen der Hochwassergefahr wohl geständert in Richtung Biomassehof geführt', so Wiedemann. Dort könne man sich den Straßenverlauf auf dem zu bauenden Schutzdamm vorstellen. Baureferentin Monika Beltinger betonte, dass es noch genug Möglichkeiten für zusätzliche Anregungen der Bürger gebe. Gleichwohl, so Bürgermeister Mayr, wolle man bis Herbst 2007 vom jetzigen Grobentwurf zur Planungsreife gelangen.