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Artikel: Ursprung gibt noch immer Rätsel auf

16. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
sonnleitner

Tag des offenen Denkmals Eine Reise durch die Geschichte der Kirche Unser Frauen

Memmingen | sol | Archäologie und Bauforschung waren die großen Themen am "Tag des offenen Denkmals" am vergangenen Sonntag. Neben der 2004 eröffneten Abteilung "Erste Spuren. Archäologische Funde aus sieben Jahrtausenden" im Stadtmuseum, die sich mit Ausgrabungen aus der Vor- und Frühgeschichte des Memminger Raumes beschäftigt, bildete Unser Frauen einen Schwerpunkt der historischen Spurensuche.

Die Marienkirche feiert heuer ihr 750-jähriges Jubiläum. Entsprechend groß war das Interesse: Zu den beiden Vorträgen von Kirchenpfleger Jürgen Haffelder fanden sich etwa 400 Zuhörer ein. Erwähnt wurde Unser Frauen 1258 urkundlich erstmalig anlässlich des Zinstausches für ein Grundstück mit dem damals neu gegründeten Elsbethenkloster. Doch Grabungen von 1891 und 1979 deckten Fragmente von Vorgängerbauten auf, die auf ein wesentlich höheres Alter hindeuten: Die ältesten gefundenen Fundamentreste der Kirche stammen vermutlich aus spätrömischer oder frühmerowingischer Zeit. Weitere Funde lassen auf einen mehrmaligen Umbau der Kirche schließen.

Wie alt ist die Kirche wirklich? Welche Bedeutung hatte sie? Diesen Fragen ging Jürgen Haffelder in seinem Vortrag nach. Dabei betonte er immer wieder, dass es sich bei den von ihm vorgetragenen Daten und Fakten um Spekulationen handele: "Der Ursprung von Unser Frauen wird vielleicht immer ein Rätsel bleiben", erklärte Haffelder.

Eine der ältesten Kirchen Oberschwabens

Die von Laien durchgeführten Ausgrabungen im Jahre 1979 hätten keine eindeutig datierbaren Funde zutage gebracht. So könne auch niemand mit Sicherheit sagen, ob nun die Stadtpfarrkirche Sankt Martin oder Unser Frauen die Ältere sei. Eines sei aber gewiss: Die Kirche im ehemaligen Weber- und Gerberviertel der Stadt zählt zu den ältesten Kirchenbauten Oberschwabens.

Ob Unser Frauen als Taufkapelle, Missionarskirche oder als Königshofkirche gegründet wurde, sei dagegen nicht belegt.

Für die Verwendung als frühchristliche Taufkirche spreche nicht zuletzt ihre Lage am Bach. Bevor die Stadt Memmingen sie im 14. Jahrhundert in die Wehrbauten der sogenannten Oberstadt einbezog, war sie mit einer eigenen Mauer samt acht Meter breitem Graben umgeben. Ein Tuffstein der Mauer mit der Jahreszahl 1205 ziert den heutigen Eingangsbereich.

Im 14. Jahrhundert wurde der romanische Kirchenbau in einen gotischen umgewandelt und nach allen Seiten bis zur ehemaligen Kirchenmauer zur heutigen Größe erweitert. Der Innenausbau im 15. Jahrhundert, gestiftet durch die Familie Vöhlin, war ebenfalls Thema. Bekannt ist Unser Frauen heute durch die gut erhaltenen Fresken der Künstlerfamilie Strigel, die zu den wertvollsten der Spätgotik zählen.