Von Franz Issing Bad Wörishofen - Ein Kurort wie Bad Wörishofen ist ein ideales Jagdrevier für einen Privatdetektiv wie Cornelius Benedicter. Stichwort: Kurschatten. Dass Benedicter ein 'Schnüffler' ist, sieht man ihm aber gar nicht an. Er hat so gar nichts mit Inspektor Columbo gemein, und einen abgetragenen Regenmantel besitzt er auch nicht. 'Das würde auffallen', sagt er. Eine gute Tarnung und eine gehörige Portion Menschenkenntnis sind in seinem Beruf dagegen unverzichtbar. Wenn der Privatdetektiv den 'Irrwegen des Fleisches' folgt, muss er Jacke, Hose und Mantel schon öfter einmal wechseln. 'Ständig muss man sich umziehen', erzählt Benedicter, dem in der Kunst des Nicht-Gesehen-Werdens keiner so leicht etwas vormachen kann. Verkleiden bedeutet für ihn nicht notwendigerweise: Hinzufügen, sondern auch: gezieltes Weglassen. So tritt er mal mit falschem Bart, mal frisch rasiert auf. Zudem baumeln vier verschiedene Sonnenbrillen am Rückspiegel seines Autos. An diesem Tag soll der 'Schnüffler' einen Kurgast aus Kassel beschatten. Auftraggeberin ist die Ehefrau des Mannes, die ihn des Fremdgehens verdächtigt. Benedicter soll Beweise für die Existenz eines vermeintlichen Kurschattens liefern.'Bei solchen Aufträgen sind gute Beziehungen zum Hotelpersonal besonders von Vorteil, weil man an die Meldezettel der Nobelherbergen herankommen muss, in die sich die Auswärtsspieler meist als Ehepaare eintragen', weiß der Detektiv. Und: 'Untreue Ehemänner sind sehr erfinderisch. Sie führen Titel wie Doktor oder Professor, ergänzen Namen oder tragen frei erfundene ein.'Bei Benedicters Recherchen zählt bei einer Scheidung weniger der Nachweis, dass er jemanden in flagranti erwischt hat, als dass er glaubhaft machen kann: Zwei Personen waren eine Zeit lang zusammen in einem Zimmer. Am liebsten streckt der private Ermittler seine Fühler für einen Rechtsanwalt aus: 'Advokaten gehen gezielt vor und geben genaue Instruktionen', sagt er. Private Auftraggeber dagegen wollten zu viele Details über den Kurschatten wissen: 'Von der Schuhgröße bis zum Eintrag in Flensburg.' Aufträge für den Detektiv kommen aus dem gesamten Bundesgebiet. Meist rufen gut betuchte Mandanten bei ihm an. Dabei geht es zunächst ums Honorar: die Hälfte gleich, Spesen extra, plus Nachtzuschlag. Sechs Wochen muss Benedicter mitunter warten, bis er ein außereheliches Drama dokumentiert hat. Seine Erfolgsquote kann sich dabei sehen lassen: 99 Prozent. Detektive wie er leben gefährlich. Schon mehrmals wurde Benedicter massiv bedroht. Prügel bekam er jedoch noch nie. 'Aber es kommt schon mal vor, dass man sich auf dem Dachboden verstecken muss.'
Gaspistole und Kabelbinder Wer dem Ermittler an den Kragen will, sollte sich aber vorsehen: Angreifer wehrt er mit Gaspistole, Kabelbinder oder einem Paralyser ab, der mit 100 000 Volt kampfunfähig macht. Und bei richtig schwierigen Fällen kommt dann Benedicters ganzes technisches Arsenal zum Einsatz: Computer, Videokamera, digitale Fotoausrüstung und Funkgerät. Benedicter muss damit leben, dass die von ihm enttarnten Sünden ehelicher Untreue mitunter in Scheidung, Arbeitslosigkeit oder Alkoholismus münden. 'Ich bin schließlich kein Sozialarbeiter', verteidigt er seinen Job, bei dem er immer wieder gehört hat: 'Für den Erfolg einer Kur ist vor allem eines unverzichtbar: der Kurschatten.'