Unterallgäu (sh). - 'Die Krippe dient der Vergegenwärtigung Gottes mit ihren eigenen, schier unerschöpflichen Mitteln. Mit ihr kann man sich Gott vorstellen, weil er sich im Kind von Bethlehem selbst vorgestellt und seine Liebe zu den Menschen geoffenbart hat.' So schreibt der Autor des aufwändig gestalteten Krippenlexikons, Gerhard Bogner, in seinem Vorwort. Erschienen ist das Werk im Kunstverlag von Josef Fink und ist im Buchhandel erhältlich. Dass der Landkreis Unterallgäu eine ausgeprägte Krippenlandschaft hat, wird in diesem Nachschlagewerk deutlich. So werden auch Exponate, vor allem in der Jesuitenkirche in Mindelheim und in der Ausstellung 'Bartholomäus' in Bad Wörishofen), beschrieben. Wer im Stichwortverzeichnis unter Türkheim nachliest, wird ebenfalls fündig. Doch es handelt sich dabei um den elsässischen Namensvetter. Dort soll 1699 ein aus Fulda zugewanderter Geistlicher ein 'Weihnachtskrippelyn' aufgestellt haben. Aber auch in Türkheim (Bayern) hat die Krippentradition eine lange Vergangenheit. Die hauseigene Häusler-Krippe, die viele Kinder der Nachkriegszeit begeisterte, sowie die Krippendarstellungen in der Kapuzinerkirche oder in der Pfarrkirche sind da neben vielen anderen, wertvollen Privatkrippen zu nennen. Zur Weihnachtszeit werden im Rathaus von Türkheim regelmäßig historische Krippendarstellungen gezeigt.
Geschichtliche Aspekte Besonders intensiv geht das Krippenlexikon auf die Jesuitenkrippe in Mindelheim ein. Vor allem auch die vorweihnachtlichen Geschehnisse werden in den Stichpunkten beschrieben und auch bebildert. Es wird darüber hinaus daran erinnert, dass in der Jesuitenkirche die Austreibung der Händler dargestellt worden sei. Aber auch andere geschichtliche Aspekte werden dokumentiert. So habe Albrecht von Waldenstein, genannt Wallenstein, der Herzog von Friedland und General der katholischen 'Liga', während seines Feldzuges gegen die Schweden 1618 geschaffene Jesuitenkrippe in Mindelheim gesehen. Wallenstein ordnete an, ein solches barockes Kunstwerk für den Altar seiner Schlosskapelle in Gitschin im Riesengebirge) zu errichten. Die Jesuitenkrippe in Mindelheim war 1618 erstmals aufgestellt worden, erhielt bereits 1633 erstmals und 1670 Nachfolgerinnen, musste nach der Auflösung des Jesuitenordens 1773 in die Obhut der Sakristane über, musste durch das Schwäbische Krippenverbot von 1804 ihren Platz verlassen und galt 1818 als 'herrenlos und verwahrlost'. Nachdem sie Gürtlermeister Alois Sauter übernommen und dessen Witwe eine Abfindung erhalten hatte, kehrte sie zu Sakristan Alois Kratzer zurück. Zwischenzeitlich wie Holzscheite aufgeschichtet, teils auch verbrannt, wurde die Krippe 1975 wieder hergestellt.