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Unter den Brücken

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Unter den Brücken

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    Von Anna Köhl Kempten - Das Interessante an einem Gemälde ist der gewählte Ausschnitt, Komposition, Perspektive und natürlich das Motiv. Stefan Winkler ist ein Experte in der Auswahl. Seine Malereien zeugen vom freien Umgang mit dem Metier der gegenständlichen Darstellung und bleiben erfrischend in ihren offenen Interpretationsmöglichkeiten. Im Rahmen der vom Berufsverband Bildender Künstler BBK ausgerichteten Debütanten Ausstellung 'Mother Culture' präsentiert der Immenstädter Brückenbilder, Jagdszenen und Objekte in der Kunsthalle Kempten (geöffnet ab morgen). Stefan Winkler hat einen ungewöhnlichen Weg zurück gelegt. Nach der Schule lernte er den Beruf des Malers und Weißbinders. Nebenher besuchte er Kurse und fand auf autodidaktischem Weg zur Bildenden Kunst. Seine Arbeiten fanden solche Beachtung, dass er von 1994 bis 2000 in Weimar an der Bauhausuniversität studieren konnte. Heute der lebt der 38 -Jährige wieder in Immenstadt. Seine aktuelle Schau in Kempten teilt er in drei Bereiche, die sich gegenseitig befruchten und befeuern. Zunächst einmal sind es die großformatigen 'Brückenbilder', die einen zentralen Raum in der Kunsthalle einnehmen. In der Technik Öl auf Leinwand beschäftigt sich Winkler mit der Brücke als Baukörper, und noch viel wichtiger: mit dem Raum darunter, dem Abgrund. Surrealistisches mischt sich homogen in den architektonisch einwandfrei inszenierten Aufbau. Aus dem Blickwinkel unter der Brücke geht das Interesse sowohl in die Höhe, als auch hin zu den Menschen, die am Grund der eigenwilligen Ansichten sich bewegen.

    'Das Liebliche liegt mir nicht', sagt Winkler und beleuchtet intensiv die Seiten des 'Jägerlebens', dem zweiten Teil seines Oeuvres. Auch hier sind es die Gestalten, die alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wiederum durch den genial gewählten Ausschnitt bleibt meist nur ein Teil des Jägergesichtes zu sehen. Dieser Teil jedoch - hier ein angespannter Unterkiefer, dort die gebückte Haltung kurz vor dem Abschuss - baut Spannung auf. Viele Momente strahlen die meist kleinformatigen Exponaten aus: das lange Warten, die endlose Suche nach dem Wild, die lautlose Pirsch und endlich die Trophäe, der es gleich ans Eingemachte gehen wird. Gleichermaßen architektonisch, wie sprühend lebendig baut Stefan Winkler seine Jagdszenen auf und führt wie selbstverständlich den Betrachter hin zum dritten Teil der Ausstellung, den einfarbigen, monochromen 'Objekten'. Hier beweist er sich auf dem Feld der plastischen Modelle, die im Spiel mit Licht und Schatten Grundformen aus der Alltagswelt spiegeln. So zart, sanft und feinsinnig die teilweise winzigen Plastiken sich benehmen, so überraschend und groß bleibt ihr Wirkung. An ihnen zeigt sich die elementare Vorgehensweise von Stefan Winkler, den man anhand der charakteristischen Studien noch besser kennen lernen kann. Ein Windhauch würde genügen, um die fragilen Gebilde wegzupusten - meint man vielleicht, stimmt aber nicht. Denn jeder Beschauer hält den Atem an und fragt sich, was Winkler noch hervorzaubern wird. i Die Ausstellung in der Kunsthalle Kempten beginnt morgen und dauert bis 29. Oktober; geöffnet von Montag bis Freitag 15 bis 18 Uhr und Sa. u. So. 11 bis 18 Uhr.

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