In der Kirchengemeinde St. Mang fühlt sich Bärbel Schukowski gut aufgehoben. Auch "diese hübsche alte Kirche" übt auf sie eine besondere Faszination aus. Bärbel Schukowski sagt sogar: "Ich liebe diese Kirche." Und doch überlegt sich die 67-Jährige, ob sie sich nicht besser eine andere suchen sollte. Warum? "Diese Christusfigur im Altarraum ist für mich ganz schrecklich", meint Bärbel Schukowski. Darüber könne sie einfach nicht hinwegsehen. Vielen anderen Kirchenbesuchern gehe das ähnlich.
2005 begannen an der historischen St.-Mang-Kirche umfangreiche Renovierungsarbeiten, die auch jetzt noch andauern. Im Zuge der Innensanierung wurde auch der Altarraum neu gestaltet - mit Beleuchtung, Lesepult, Taufstein und einem Altar des Münchner Künstlers Werner Mally.
Insgesamt wurden, erläutert Pfarrer Ulrich Gampert, mehrere moderne Gestaltungselemente eingebaut. Und weil viele Kirchenbesucher sich für die Gottesdienste im Altarraum auch ein Kreuz wünschten, habe man sich nach einem umgesehen - vorzugsweise historisch sollte es aussehen, um einen Mix aus Alt und Neu zu schaffen. "Wir haben uns viele Gedanken gemacht und verschiedene Modelle ausprobiert", meint Gampert. Dann kam der Zufall dazwischen: Auf dem Dachboden des Diakonischen Werks wurde besagte Christusfigur gefunden.
Ein nachweislich barockes Modell. Der Figur fehlte nun noch ein Kreuz, das, so Gampert, modern gestaltet werden sollte. Mally hatte diesen Vorschlag eingebracht und der Kirchenvorstand sprach sich mehrheitlich dafür aus.
Das kann Bärbel Schukowski nicht nachvollziehen: "In der Kirche hängt doch ein wunderschönes Bild des leidenden Christus." Eine weitere Figur sei unnötig. Doch abgesehen davon, kann sie mit der derzeitigen Darstellung nichts anfangen, ist sogar entsetzt: "Diese kleine Figur ist ja eher eine Beleidigung für Jesus", sagt die 67-Jährige. Und dass das Kreuz, dem der Querbalken fehlt, ihrer Meinung nach aussieht "wie ein Marterpfahl", macht die Sache für sie noch schlimmer.
Für den nicht vorhandenen Querbalken hat Künstler Mally die Erklärung: "Die Figur hängt nicht wirklich, sondern hat eine eigene Körperspannung." Diese werde durch den fehlenden Balken sichtbarer und die Figur erhalte eine positive Symbolik. Mally: "Das ist nicht der leidende Christus, sondern er verkörpert eher die Auferstehung."
Bärbel Schukowski sieht das anders, die Figur stoße sie regelrecht ab. Mit ihrer Meinung sei sie auch nicht alleine: Viele andere Kirchenbesucher fänden den Christus ebenfalls "nicht gut". Richtig gut findet die 67-Jährige dagegen, dass Pfarrer Gampert ihr in einem Brief die Beweggründe des Kirchenvorstands erläutert hat. "So weiß ich, dass man sich etwas dabei gedacht hat." Dennoch: Lieber wäre es ihr, wenn der Christus samt "Marterpfahl" wieder verschwinden würde.