Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Unfall, Schlaganfall, Tumor - und was dann?

Allgäu

Unfall, Schlaganfall, Tumor - und was dann?

    • |
    • |

    Kempten/Oberallgäu(bec). - Unfall, Schlaganfall, Gehirntumor. Oft einhergehend mit einer Schädel-Hirn-Verletzung. Von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr so, wie es war. Die Kemptener Tagesstätte Villa Viva und der Mobile Dienst Viva (MDV) kümmern sich darum, dass Schädel-Hirn-Patienten nach der Behandlung im Krankenhaus wieder in den Alltag finden und lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen. Gestern stellten beide Einrichtungen ihre Aktivitäten in der Villa Viva vor. Ein Autounfall. Mit schweren Schädel-Hirnverletzungen wird eine zweifache Mutter ins Krankenhaus eingeliefert. Nach der Akut-Versorgung kommt die Rehabilitation, die irgendwann an ihre Grenzen stößt. Und dann? - Ein Fall, wie er Richard Honold und seinen Mitarbeitern der Villa Viva, die seit 1996 besteht, immer wieder begegnet. 'Das Wichtigste ist, dass wir die Bedürfnisse und Wünsche der Patienten respektieren und deren eigenen Antrieb nutzen', sagt Honold. Es gelte, sich kleine Ziele zu stecken. 'Wenn ich einem Rollstuhlpatienten verspreche, dass er in drei Monaten wieder läuft und das tritt nicht ein, ist seine Motivation natürlich dahin.' Um effektiv arbeiten zu können, setzt der Leiter der Villa Viva auf Gruppentherapie. 'Oft können die Patienten Dinge voneinander lernen, bei denen ich als Therapeut an meine Grenzen stoße.' Der Weg zurück in ein einigermaßen 'normales' Leben ist langwierig und nicht immer von den angestrebten Erfolgen gekrönt. Bei allen Therapieformen sei es entscheidend, dass sich die Betreuer auf ihre Patienten einlassen, weiß Sonja Richter vom 1994 entstandenen MDV: 'Wer kann es sich schon vorstellen, was es heißt, mit einer Schädel-Hirn-Verletzung zu leben? Wer weiß, was man wahrnimmt, welche Lebensbereiche betroffen sind und wie es ist, nicht mal mehr mit seinen Freunden telefonieren zu können?' Mit zehn weiteren Mitarbeitern - darunter Physio- und Ergotherapeuten sowie eine Logopädin - ist Richter allgäuweit unterwegs, um derzeit rund 25 Patienten in ihrem Alltag zu betreuen und sie Schritt für Schritt an ein selbstständigeres Leben heranzuführen. Intensiv arbeiten sie auch mit sechs Wachkomapatienten, die bisher kaum auf ihre Umwelt reagieren.

    Ziele geben Kraft 'Vor der körperlichen Therapie steht meist, den Patienten seelisch aufzupäppeln', betont Christine Erdinger, ebenfalls MDV. Denn anfangs seien Traumatisierte oft mutlos und fragten sich, wofür sie die Belastungen der Therapie auf sich nehmen sollten. Kraft schöpfen sie, wenn sie wieder Ziele vor Augen haben. So wie die Mutter, die sich nach einem schweren Unfall vornahm, ihre Kinder einmal wieder selbst versorgen zu können.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden