Von Stefanie Heckel |KemptenDas andere Ende der Welt ist manchmal ganz nah. So wie an diesem schwülen Nachmittag. In dem kleinen Raum flimmert der Fernseher und zeigt Bilder aus dem fernen Bangkok. Demonstranten sind zu sehen und der Nachrichtensprecher fasst die Ereignisse des Tages zusammen. Wichuda Flecken verfolgt all das aufmerksam, weist mit dem Finger auf die Mattscheibe und erklärt ihrer Tochter Amitada, was dort zu sehen ist. Seit in Thailands Hauptstadt Bangkok die Auseinandersetzungen zwischen regierungsfreundlichen und regierungsfeindlichen Demonstranten eskalieren, sind Mutter und Tochter täglich vor dem Fernseher zu finden, wo sie die Nachrichtensendungen des Thai-Fernsehens verfolgen.
Wichuda ist in Bangkok geboren und aufgewachsen - und so haben die dortigen Ereignisse für sie eine besondere Bedeutung. Wenngleich die neun Jahre, die sie mittlerweile im Allgäu lebt, auch eine gewisse Distanz gebracht haben. Dennoch: Als Wichuda - sie und ihr Mann Franz arbeiten im Thai-Restaurant Siam - von den Unruhen erfuhr, griff sie gleich zum Telefonhörer. Schließlich lebt ihre Schwester in Bangkok. "Aber es geht ihr gut", erzählt Wichuda und fügt an, dass die normale Bevölkerung gar nicht so sehr betroffen sei von den heftigen Straßenschlachten zwischen ein paar tausend Demonstranten. In einer Stadt mit sechseinhalb Millionen Einwohnern - das sind mehr als zehnmal so viel Menschen wie im ganzen Allgäu leben - könne das schon passieren. Der Normalbürger bekomme die Krise hauptsächlich im Straßenverkehr mit.
Die ohnehin permanent verstopften Bangkoker Straßen seien dieser Tage praktisch nicht mehr passierbar.
Bislang keine Umbuchungen
Auch wenn die normale Bevölkerung nicht direkt in die Unruhen verwickelt ist - viele fürchten laut Wichuda um den Ruf Thailands als beliebtes Urlaubsziel. Ihre Freundin, die Urlauber durch die Königspaläste und Tempel Bangkoks führt, sorge sich, dass die Touristen nun ausbleiben könnten.

Gemischte Kunden-Reaktionen
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Bislang sieht es jedoch nicht danach aus - zumindest nach Ansicht von Kemptener Reiseexperten. Zwar können die Kunden renommierter Reiseveranstalter mittlerweile umbuchen, laut Claudius Stuhlenmiller vom First Reisebüro hat das aber noch keiner seiner Kunden in Anspruch genommen. "Die Leute warten jetzt erst einmal ab", meint er.
Ins selbe Horn stößt Werner Wanjek vom Reisebüro Atlas. Er selbst ist erst am Montag aus Bangkok zurückgekehrt - von den Unruhen bekomme der normale Tourist nichts mit.
Unterdessen schaltet Wichuda im Hinterzimmer des Restaurants den Fernseher aus. An ihrem Handgelenk baumelt das gelbe Kunststoffarmband, das sie - wie so viele ihrer Landsleute - als Anhänger des Thai-Königs Bumipol ausweist. Aber der ist jetzt wieder ganz weit weg - denn nun braucht Töchterchen Amitada erstmal was zu essen.