Marktoberdorf | vit: Umgehung: Verfahren startet

30. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
vitalis held

Straßenbauamt - Planfeststellungsverfahren für Neubau von B472 und B16 mit Tunnel bei Bertoldshofen beantragt

Die Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren für die Umgehung sind fertig. Die Unterschriften setzen die Verantwortlichen im Staatlichen Bauamt zwar noch heuer unter die Akten. Doch wegen des Jahreswechsels hat man sich mit der Regierung von Schwaben geeinigt: Erst am 7. Januar ist offizieller Verfahrensstart. Danach gehen die Unterlagen an die Gemeinden und Träger öffentlicher Belange. Anschließend beginnen Auslegungsfristen, Einwendungsfristen, Erörterungstermine und irgendwann wird die Regierung die vorgelegte Trasse genehmigen, ablehnen, Nachbesserungen oder eine Alternative zu dem 25-Millionen-Euro-Projekt fordern.

Diesen Zeitplan nannte nun Abteilungsleiter Thorsten König von der Kemptener Straßenbaubehörde. Kernstück der favorisierten Straßenführung für die B472 rund um Marktoberdorf ist ein Tunnel im Hang östlich von Bertoldshofen. Auf ihn entfallen rund drei Fünftel der Kosten, mit ihm soll der Bau starten, von ihm erwarten sich die Experten die größte Verkehrsentlastung. Zwischen dem nördlichen Ende des Tunnels und der B12 entsteht dann - etwas westlich der bisherigen Trasse - eine neue Verbindung zur B12 mit eigener Auffahrt.

Der Tunnel (drei Jahre Bauzeit) wäre sicher der Auftakt. Als zweiter Abschnitt ist die B12-Anbindung vorgeschlagen. Weitere Abschnitte sind eine Spange von der B16 aus Füssen kommend in Richtung Bertoldshofen (B472) sowie der Neubau der Straße im Geltnachtal.

Bauzeit mindestens fünf Jahre

Prognosen, wie lange das Planfeststellungsverfahren dauert, will König nicht abgeben. Bei vergleichbaren Projekten habe man meist ein Jahr gebraucht - sofern nicht eine Klage für Verzögerungen sorgt. Erhalte die Behörde nach dem Verfahren die Baugenehmigung, sieht König realistische Chancen für eine schnelle Verwirklichung. Ab Baubeginn würden aber sicher fünf Jahre vergehen, bis alles fertig ist.

Das anlaufende Planfeststellungsverfahren war auch der Grund, warum das Straßenbauamt mit Informationen gegenüber der Gemeinde Biessenhofen bisher zurückhaltend war: In Absprache mit der Regierung von Schwaben wollte man allen Beteiligten die Unterlagen zum gleichen Zeitpunkt zukommen lassen, so König.

Aufgrund der Wege, die in einer Behörde einzuhalten seien, habe er alle Briefe von Bürgermeister Wolfgang Eurisch innerhalb von 14 Tagen nach Eingang beantwortet. Doch bestimmte Informationen konnte er bisher noch nicht offiziell weitergeben. Das galt vor allem für das Verkehrsgutachten: Hier habe sich inhaltlich nichts geändert, aber die Unterlagen seien noch überarbeitet worden. Nach wie vor zeigen die Prognosen der Verkehrsströme, dass die Umgehung Biessenhofen kaum mehr Verkehr beschert. Nördlich von Biessenhofen waren bei der Zählung 2005 täglich rund 9000 Kraftfahrzeuge unterwegs. Bis 2025 werde sich die Zahl auf 10000 erhöhen, das sei aber unabhängig von der Umgehung, so König.

Dies untermauert auch das Kaufbeurer Verkehrsgutachten: Dort sind in der Füssener Straße (B16) 93 Prozent Ziel- und Quellverkehr, nur 7 Prozent steuern entfernte Ziele an.

An der B472, die letztlich eine Verbindung zwischen der Autobahn am Irschenberg (A8) und bei Kempten (A7) darstellt, wurde erst vor kurzem die Umgehung von Peißenberg freigegeben. Die 7 Kilometer lange Trasse wurde über sechs Jahre für 54 Millionen Euro gebaut.