Von Verena Kaulfersch Memmingen - Menschen schieben sich auf eine kleine Tanzbühne, um besser sehen zu können. Hämmernde Rhythmen und Scheinwerfer durchdringen die rauchige Luft und bringen die Besucher in Fahrt. Hinter der Bühne geht es in einem umfunktionierten Lagerraum im 'Alpenmax' hektisch zu - die Nervosität ist beinahe mit Händen greifbar: Die Kandidatinnen für die Wahl zur 'Miss Memmingen' huschen hin und her, zupfen an ihren Kleidern und lassen sich Haare und Gesicht von einem Team in Form bringen, das sich mit einer Biergarnitur in der Garderobe postiert hat. Nur sieben Teilnehmerinnen wagen an diesem Abend den Gang auf den Laufsteg. Selbst zur Favoritin küren, das will sich aber keine der jungen Frauen. 'Es gibt so viele hübsche Mädels hier - wer gewinnt, das ist schwer zu sagen. Für mich wäre ein Sieg schön, aber ich gönne es den anderen auch', sagt zum Beispiel Sarah Gemes (17). Auch Annelie Kohl aus Memmingerberg gibt sich kurz vor dem Auftritt zurückhaltend: 'Ich denke, es ist immer schwer, das einzuschätzen. Man weiß nicht, was die Jury sehen will - und die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.' Kurz nach 23 Uhr beginnt die Show: Die Tanzbühne wird eilig geräumt und in einen Mini-Laufsteg verwandelt, die Neugierigen drücken sich nun noch enger um das kleine Rund. Dann erscheinen die sieben Kandidatinnen im rauchigen Halbdunkel und betreten den Laufsteg. Zuerst präsentieren sie sich in Abendkleidern, die den einen oder anderen Einblick gestatten. Sofort gibt es begeisterte und vor allem laute Zurufe aus dem Publikum. Die jungen Frauen haben beim Kurzinterview Mühe, die Menge zu übertönen - und das, obwohl sie ein Mikrofon haben.
Manch einer sieht nichts Zum Abschluss des ersten Durchgangs schreiten noch einmal alle im Schnelldurchlauf hintereinander den Laufsteg auf und ab, danach erobern die Zuschauer die Tanzfläche wieder für sich. In der zweiten Runde führen die Kandidatinnen Bademoden vor. Die Hälse einiger Zuschauer in den hinteren Reihen recken sich - jeder will einen Blick erhaschen. Manchen gelingt das nicht - sie sehen wenig. Laut ist es aber immer noch. Viele Männer äußern mit Pfiffen ihre Begeisterung. Nachdem auch der zweite Durchgang beendet ist, dürfen die Zuschauer auf einem Stimmzettel ihre Favoritin bekannt geben, die Jury wertet die vergebenen Punkte aus. Für die Teilnehmerinnen beginnt jetzt das Warten. Einen Konkurrenzkampf untereinander gebe es nicht, sagen alle. Stattdessen versichern sie, dass die Stimmung zwischen ihnen gut sei. 'Zicken' oder 'Stutenbissigkeit', wie Sarah Gemes es formuliert, könne man nicht ausmachen. Und Annelie Kohl sagt mit einem Lächeln: 'Ich hätte nicht gedacht, dass die Mädchen so nett sind.' Sabrina Bodenmüller, die bereits bei der Miss-Oberschwaben-Wahl dabei war, ist ebenfalls überrascht: 'In Rot an der Rot gab es schon die eine oder andere Zickerei und Streits um den Spiegel, hier sind die Mädchen aber echt supernett', erzählt die 20-jährige Polizistin aus Bad Schussenried. Dennoch ist der Wettbewerb eine offizielle Vorausscheidung zur Miss-Germany-Wahl - es muss also eine Entscheidung fallen. Und die fällt: Die 'Schönste' des Abends heißt Albertine Egerer. Sie gewinnt vor Damaris Rüger und Sandra Jozipovic.