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Überlandwerk verliert über

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Überlandwerk verliert über

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    zehn Millionen Mark Absatz Debatte im Stadtrat über Abspringen von Sonthofen Kempten (sf). Wie hart künftig der Kampf auf dem Strommarkt im Allgäu geführt wird, erlebt derzeit das Allgäuer Überlandwerk: Mit der Kündigung des Stromliefervertrags durch Sonthofen und Oberstdorf verliert das AÜW rund 15 Prozent seiner Absatzmenge. Das ist ein Umsatz-Ausfall von 10,7 Millionen Mark. Wer ist schuld am Abspringen der beiden Oberallgäuer Kommunen und was bedeutet das für die Zukunft des AÜW? Diese Fragen wurden in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend heiß diskutiert.

    Auf Antrag der FDP beschäftigte sich der Stadtrat in seiner letzten Sitzung in diesem Jahrtausend mit der Kündigung der Allgäuer Kraftwerke (AKW) Sonthofen und der Gemeindewerke Oberstdorf (siehe auch Allgäu Rundschau). Die Stadt Kempten ist mit einem Anteil von 82,5 Prozent Hauptgesellschafter des AÜW. Wie Oberbürgermeister und AÜW-Verwaltungsrats-Vorsitzender Dr. Ulrich Netzer dazu erklärte, würde sich der wirkliche Verlust unterm Strich 'in Grenzen halten'. Schließlich verdiene man ja über den Durchleitungs-Preis. Und mit den anderen Verteil-Partnern im Allgäu seien die Verträge für das Jahr 2000 unter Dach und Fach.

    Allerdings befürchtetet eine Reihe von Stadträten eine 'gefährliche Signalwirkung' für die Zukunft. Weitere kommunale Stromversorger und Großkunden könnten auf die Idee kommen sich billigen Strom von außerhalb der Region zu besorgen. Große Nachteile für das AÜW und die Arbeitsplätze vor Ort wären die Folge. Nach Ansicht von Stadtrat Peter Höflinger sind an dieser Entwicklung 'katastrophale Managementfehler' beim AÜW schuld. Als Konsequenz forderte der Grünen-Stadtrat die Unternehmensspitze 'rauszuwerfen'.

    Dem widersprachen vehement der OB und Stadtrat Hans Endras, der ebenfalls im Verwaltungsrat sitzt. Da sei man vorsätzlich ausgebootet worden. Dass der AKW-Geschäftsführer ohne Absprache mit der Gesellschafter-Versammlung einen neuen Vertrag mit dem schwedischen Stromerzeuger Vasa Energy geschlossen habe, könne man der AÜW-Führung keinesfalls anlasten. Im Gegenteil: Das AÜW habe unter der neuen Führung 'gewaltige Fortschritte' gemacht, während das Unternehmen 'unter dem früheren kaufmännischem Geschäftsführer das Wort Controling noch nicht einmal schreiben konnte', so der OB. Bisher habe das AÜW seit der Liberalisierung des Markts nur ein Prozent seines Stromabsatzes verloren. Netzer: 'Ein großer Erfolg für das Unternehmen.'

    Kopfschütteln erntete auch der Ausstieg von Oberstdorf. 'Einerseits groß mit Umweltfreundlichkeit werben und Greenpeace Strom aus dem Wasserkraftwerk verkaufen wollen und dann Atomstrom aus Frankreich beziehen ­ das passt doch nicht zusammen', meinten Ullrich Kremser und Ludwig Frick. Einig waren sich die Stadträte, dass der drohende Konkurrenzkampf um die Kunden im Allgäu nicht nur wirtschaftlich für die regionalen Stromversorger gefährlich werden könne, sondern auch Arbeitsplätze in Frage stelle. Josef Mayr: 'Da kann man nur hoffen, dass wir Allgäuer noch die Kurve bekommen.'

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