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Über ein Jahrhundert für Kinder tätig

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Über ein Jahrhundert für Kinder tätig

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    Kaufbeuren (fro). - Nach 118 Jahren caritativer Tätigkeit werden die Mallersdorfer Franziskanerinnen Kaufbeuren verlassen. Die Schwestern betreuten zuletzt mehrere Einrichtungen für Kinder und Jugendliche der Pfarrrei St. Martin. Nun ziehen sie sich aus Altersgründen in ihr Mutterkloster zurück. Ihre Aufgaben werden von weltlichem Fachpersonal übernommen. 'Damit geht eine Ära zu Ende', meint Rudolf Bufler, Stiftungspfleger der Peter Schegg'schen Katholischen Waisenhausstiftung, mit deren Hilfe die Betreuung möglich wurde. Drei Franziskanerinnen arbeiten noch im 'Waisenhaus', wie die Einrichtungen der Stiftung genannt werden: Schwester Claudia aus Cham trat 1946 in den Orden ein, wurde 1950 eingekleidet und kam 1951 nach Kaufbeuren. Seit 1982 ist sie Oberin. Schwester Nila, die den Haushalt besorgt, ist sogar ein Jahr länger in der Stadt. 'Nur' 20 Jahre hingegen war Schwester Annette, die den Kindergarten leitet, in Kaufbeuren. Alle drei werden mit Wehmut scheiden: 'Wir haben uns gut ergänzt und uns in Kaufbeuren geborgen gefühlt. Der Abschied von den Kindern wird uns schwerfallen', so Schwester Claudia. Die Franziskanerinnen arbeiten im Auftrag der Peter Schegg'schen Katholischen Waisenhausstiftung, welche die Einrichtungen betreibt, so Bufler.

    Anregung von Pfarrer Josef Landes In der Stiftung werden seit 1884 Kinder betreut. Der damalige Stadtpfarrer Josef Landes meinte, dass etwas für Kinder der berufstätigen Eltern getan werden sollte: Im Zuge der Industrialisierung waren nämlich viele Menschen in die Stadt gezogen, aber oftmals mussten beide Elternteile arbeiten. Eine Stiftung von 30000 Mark von Professor Peter Schegg legte den Grundstock dafür, dass der Stadtpfarrer 1884 ein Kindercolleg gründen konnte, das heute noch als Kinderhort betrieben wird. Durch weitere Spenden in die 'landesherrlich' 1885 genehmigte Schegg'sche Stiftung stand Landes ein Kapital von insgesamt 100000 Mark zur Verfügung. Mit diesem Geld konnte er 1887 in einem Teil der ehemaligen Jesuiten-Residenz in der Pfarrgasse ein Waisenhaus gründen. Die Stiftung habe dann den Franziskaner-Orden gebeten, die caritativen Aufgaben zu übernehmen. Die Jesuiten-Residenz wurde später mehrfach umgebaut, denn der Raumbedarf des Waisenhauses stieg. Zu den Einrichtungen gehören heute noch Kinderkrippe, Kindergarten, Kinderhort und eine heilpädagogische Tagesstation mit zwei Gruppen. Aufgelöst wurden zwischenzeitlich ein Säuglingsheim von 1922 und eine Familiengruppe. Dafür kam der Kindergarten St. Cosmas hinzu. Das Haus für die Waisen gibt es seit 1996 nicht mehr: Einerseits sank die Anzahl der Waisen, je größer der Wohlstand wurde, andererseits kamen viele Waisen oftmals in Pflegefamilien unter.

    86 Schwestern in 118 Jahren Insgesamt 86 Schwestern des Franziskanerordens erledigten in den 118 Jahren des Waisenhauses die Aufgaben von seelischer bis gesundheitlicher Betreuung der Stiftung in Kaufbeuren. 'Früher waren die Schwestern sogar wichtiger als Ärzte', erzählt Schwester Claudia. Da die Kinder vom Säuglingsalter bis zum Ende der Schulpflicht betreut wurden, gebe es noch heute viele Kontakte zwischen ehemaligen Zöglingen oder deren Familien und den Schwestern. Nun kehren die Schwestern in das Mutterkloster Mallersdorf in Niederbayern zurück. Rund 1000 Schwestern hat das Kloster, die in caritativen Einrichtungen oder auch Missionsstationen arbeiten. Die drei Kaufbeurer Schwestern werden im Kloster neue Aufgaben übernehmen. Ihre Arbeiten im Waisenhaus wurden 'sukzessive' von den Angestellten übernommen. 'Es tritt kein Bruch ein', so Bufler. Aber die Stiftung sei den Schwestern dankbar: 'Ohne sie wäre die caritative Leistung in den 118 Jahren nicht möglich gewesen. Insofern bedauern wir auch, dass sie gehen.' i Am Donnerstag, 21. Juli, findet die offizielle Verabschiedung der Schwestern statt. Um 16 Uhr gibt es einen Gedenkgottesdienst in der St.-Martin-Kirche und anschließend eine Verabschiedung im Pfarrhaus St. Martin.

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