Von Christine Gehringer|EggisriedSeit Jahren sind die Räume der Erich-Schickling-Stiftung in Eggisried (Ottobeuren) ein Ort der Begegnung für Kunst und Musik; im Mittelpunkt steht dabei das Seminar 'Musik und Transzendenz'. Einst hatte Peter-Michael Riehm, Professor an der Karlsruher Musikhochschule, diesem Motto einen besonderen Klang gegeben: Mit seiner eigenen Art, sich Komponisten und deren Werken zu nähern, wusste er die Teilnehmer stets zu begeistern.
In diesem Jahr wollte sich Riehm der Musik Franz Schuberts widmen - also einem Komponisten, dessen Wesen und Musik ihm besonders nahe standen. Über den Vorbereitungen verstarb er jedoch plötzlich, und damit brach die tragende Säule dieser Veranstaltung weg: Die 'Wege zu Franz Schubert' (so nun das Thema des achten Seminars) dennoch zu beschreiten, war deshalb eine gewaltige Aufgabe.
Studierende und Absolventen der Karlsruher Musikhochschule trugen zum Gelingen bei: Mit Werken von Franz Schubert und Peter-Michael Riehm (von ihm erklang Klavier- und Chormusik) sorgten sie für Hörerlebnisse, die tief beeindruckten; besonders tat sich dabei Jasmin Jäger mit Schuberts Klaviersonate B-Dur hervor.
Der junge Bariton Steffen Lachenmann (Detmold) setzte sich, begleitet von Andreas Jetter, mit Schuberts 'Winterreise' auseinander und zeigte dabei ein bemerkenswertes stimmliches Potenzial. Lachenmann hatte sich dem gewaltigen Spätwerk noch gemeinsam mit Peter-Michael Riehm genähert; zudem wurde er nun stimmlich betreut von dessen Frau Ursula, welche das Seminar wesentlich mittrug.
Schwierige Aufgabe
Der Schickling-Stiftung ebenso verbunden ist der Theologe Martin Brüske aus Fribourg (Schweiz): Er hatte die schwierige Aufgabe, eine Verbindung zu den musikalischen Betrachtungen zu schaffen, die bisher Peter-Michael Riehm vorgenommen hatte.
In einem über zwei Tage angelegten Vortrag gelang Brüske schließlich eine sensible Annäherung an Leben und Werk Franz Schuberts - mit dem zentralen 'Wanderer-Motiv' im Brennpunkt, das vom Liedschaffen bis hin zur Kammermusik führte.
Am Beginn seiner Betrachtungen stand der 'Gesang der Geister über den Wassern', komponiert für einen achtstimmigen Männerchor: Goethes Text steht sinnbildlich für den menschlichen Lebenslauf; die Musik ist dessen naturalistische Abbildung.
Das Wandern ist eine in den Liedern Franz Schuberts wiederkehrende Chiffre; es führt schließlich mit der 'Winterreise' und deren symbolhafter Todessehnsucht in den äußersten Grenzbereich. Martin Brüske schloss seinen Vortrag mit dem Adagio aus dem C-Dur-Streichquintett: Dieser Satz ist ein unendlicher Gesang ohne zeitlichen Rahmen - gewissermaßen 'entmaterialisierte Musik'.
Der 'Weg zu Franz Schubert', den Peter-Michael Riehm begonnen hatte, ist damit über seinen Tod hinaus rund geworden: Schöner kann sich 'Musik und Transzendenz' kaum erfüllen.