Herz-Nummer 282 mit der wasserstoffblonden Langhaarfrisur will anonym bleiben. Die Frau hat sich auf der Single-Party des Online-Portals unserer Zeitung für das so genannte Speed-Dating angemeldet. Gleich wird sie fünf Männer kennenlernen.
Fünf flirtbereite Alleinstehende zwischen 20 und 60 Jahren, die sich im Memminger Kaminwerk auf die Suche nach der großen Liebe machen. Für jedes Kennenlernen bleiben drei Minuten Zeit. Drei Minuten, um abzuklopfen, ob der Gegenüber unsympathisch, sympathisch oder vielleicht sogar so sympathisch ist, dass man sich vorstellen könnte, mit ihm den Rest seines Lebens zu verbringen. Wegen der Kürze der Zeit hat sich die schlanke 40erin Stichworte fürs schnelle Kennenlernen zurechtgelegt: 'Beruf, Auto, Kontostand, Wertpapiere', sagt sie. Dann lacht sie und wird sogleich ernst: 'Nein, ich will nichts Besonderes. Nur sportlich sollte der Mann sein.' Und: 'Eine Glatze wär’ cool', soll das Töchterlein der Mama mit auf den Weg gegeben haben. Die 12-Jährige war es angeblich, die ihre alleinstehende Mutter auf die Single-Party geschickt hat. 'Aber bring heut’ Nacht nicht gleich einen mit', soll sie ihr noch im Spaß nachgerufen haben.
'Blond bringt mir kein Glück'
Nummer 305 aus dem Westallgäu ('Ich suche die Liebe, da ist kein Weg zu weit') hat es auf die brünette Freundin der blonden Dame abgesehen – und zwar nicht ohne Grund: 'Blond bringt mir kein Glück.' So definiert der 57-Jährige mit dem grau melierten Kurzhaarschnitt für sein weibliches Glück genaue Vorstellungen: 'Selbstbewusst, nicht älter als 45 und auf keinen Fall blond.' Ob diese Attribute mit der schlanken Nummer 283 zusammenpassen, will er beim Speed-Dating wissen. Allerdings hat auch 283 – angeblich vor kurzem noch verheiratet – genaue Vorstellungen: 'Er sollte putzen, bügeln und Autos reparieren können und handwerklich begabt sein.'
Der Countdown läuft. Das Läuten einer Kuhglocke signalisiert das Ende der Drei-Minuten-Kennenlernzeit. 'Für den einen zu knapp, für den anderen die längsten Minuten seines Lebens', scherzt Moderator Holger Mock mit der tickenden Uhr am Handgelenk. Dann müssen die Männer zur nächsten Frau. 'Aber rennt euch nicht über den Haufen', ruft Mock.
Flirtengel verteilen Handschellen
Während 282, 283, 305 und andere der über 700 Partygäste beim Speed-Daten ihr Glück versuchen, verteilen zwei Flirtengel (die im wahren Leben als Bankangestellte arbeiten) Handschellen mit pinkfarbenem Plüschbesatz und rosarote Karten für Liebesbotschaften, die beim Single-Postamt am Kaminwerkseingang abgegeben werden können.
Auf der Postkarten-Rückseite notiert der Flirtwillige die Herz-Nummer seiner Auserwählten und kreuzt an einer Liste an, ob er die Angebetete einladen, kennenlernen, mit ihr tanzen oder glücklich werden will. Wer es noch deutlicher mag, setzt sich auf das knallrote Ledersofa in der wenige Quadratmeter messenden 'Love-Box' und sendet seinen Liebesgruß vor laufender Kamera.