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Turbolader der Blasmusik

Memmingen

Turbolader der Blasmusik

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    Turbolader der Blasmusik
    Turbolader der Blasmusik Foto: andreas ellinger

    Bei so vielen Vorschuss-Lorbeeren, die zum Thema "La Brass Banda" durchs Internet geistern, war erst mal eine Portion Skepsis angesagt: "Eine tödliche Kombination" oder "der absolute Wahnsinn" war da zu lesen. Berechtigte Euphorie? Oder nur die Meinungen einiger bezahlter Unterstützer, wie es sie in den sozialen Netzwerken und Blogs immer öfter gibt, als versteckte und billige Werbung?

    Doch die Skepsis entpuppte sich als unbegründet. Denn die fünf Mitglieder von La Brass Banda heizten den Konzertbesuchern im ausverkauften Memminger Kaminwerk überaus kräftig ein. Und das, obwohl die dargebotene Mischung nicht leicht zu verdauen war: Bayerische Blasmusik, Techno, Reggae, Tango und geschätzte 23 Stile mehr.

    Doch für die Chiemgauer war es kein Problem, alles unter einen Hut zu bringen und so eine neue Stilrichtung zu formen. Mit kleinem Schlagzeug, Elektrobass, Posaune, Tuba und Trompete setzten sich Bandgründer Stefan Dettl und seine Mitstreiter über alle Konventionen hinweg, die man mit einer Blasmusik-Combo aus Oberbayern in Verbindung bringen könnte. So wurde aus einem netten Gstanzl in nur zwei Minuten ein Techno-Gewitter.

    Barfuß Gas geben

    Auch das Erscheinungsbild passte da konsequenterweise nicht ins Klischee vom konservativen Blasmusiker. Die Lederhosen gehören zwar dazu, weil sie laut Dettl "so praktisch sind". Aber damit hört die Tradition schon auf. Alle fünf Musiker standen barfuß auf der Bühne und gaben Gas, als spielten sie um ihr Leben. Vor allem Dettl selbst schien die Kondition eines Zehnkämpfers zu haben.

    Er sprang wie ein Berserker über die Bühne, erzählte mit dem schelmischen Stolz eines Lausbuben seine Geschichten zu den Eigenkompositionen, rappte mit einer Geschwindigkeit, die so manchen Ureinwohner der Bronx in New York erblassen lassen würde und entlockte seiner Trompete aberwitzig schnelle Soli. Nur beim Versuch, die australischen Rocker von AC/DC ins Oberbayerische zu übersetzen, scheiterte er.

    Doch es war nicht nur der "bandeigene Turbolader", der den Stücken ihre Kraft verlieh, sondern auch das Können an den Instrumenten. Kein Wunder, einige der Musiker haben ein entsprechendes Studium absolviert. Bei so viel Bayern-Power müssen sich Hip-Hop und Techno-Produzenten aus den Großstädten wohl bald warm anziehen.

    "La Brass Banda" tritt auch am 28. Juli (20 Uhr) in Immenstadt auf (Open-Air im Klostergarten, Karten unter Telefon 08323/8628) sowie am 7. November (20 Uhr), in Kempten (Kultbox, Karten in den Service-Centern unserer Zeitung oder unter Telefon 01805/132132).

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