Von Reinhold Löchle|MarktoberdorfDie Idee wurde vor zwei Jahren geboren, seit Frühjahr arbeiteten Experten um Projektleiter Robert Honzek fieberhaft daran, vor kurzem wurde das Geheimnis in einer Nacht- und Nebelaktion von Tschechien nach Marktoberdorf gebracht. Und am heutigen Samstag stellt Fendt auf der 'Agritechnica' in Hannover 1200 Vertriebspartnern exklusiv das vor, was nach Einschätzung von Hermann Merschroth, Sprecher der Fendt-Geschäftsführung, in der Großlandwirtschaft von morgen große Zukunft haben könnte: Den 'Trisix'. Hinter den sechs Buchstaben verbergen sich eine Weltneuheit und Kraft schier ohne Ende: Das 7,5 Meter lange und 19,3 Tonne schwere dreiachsige Gefährt aus dem Hause Fendt hat 540 PS und soll unter anderem Bodenbearbeitungsgeräte mit 18 Meter Breite ziehen können.
Der Allgäuer Bauer scheidet damit als Käufer mehr oder weniger aus. In den östlichen Bundesländern und vor allem in Russland aber gebe es Betriebe mit Flächen bis zu 10 000 Hektar, skizzierte Merschroth gestern im Gespräch mit unserer Zeitung eine potenzielle Käufer-Zielgruppe. Er ist sich sicher, dass die Zukunft in der Landwirtschaft vor allem Großbetrieben gehört. Denn die Weltbevölkerung nehme weiter zu, gleichzeitig sinke aber die landwirtschaftliche Fläche. Die Konsequenz: Die Landwirte müssen noch produktiver arbeiten. Und dafür benötigten sie entsprechendes Gerät.
Serienproduktion noch offen
Ob freilich der 'Trisix' überhaupt mal als Serienfahrzeug auf den Acker kommt, das soll bis etwa Jahresende geklärt werden. Bis dahin will man bei Fendt ausloten, ob es genügend Nachfrage gibt und damit Sinn macht, rund 50 Millionen Euro bis zur Serienreife des straßentauglichen, bis zu 80 Kilometer schnellen Sechs-Räders zu investieren. Auch der Käufer muss ordentlich ins Portemonnaie langen, will er den mit zwei Vario-Getrieben und 12,4-Liter-MAN-Motor ausstaffierten Traktor sein Eigen nennen: Zwischen 350 000 und 400 000 Euro sind, so die groben Schätzungen Merschroths, dafür fällig.
Fendt reist aber nicht nur mit der Trisix-Konzeptstudie nach Hannover, wo das Unternehmen über ein Drittel des insgesamt 6000 Quadratmeter großen AGCO-Standes belegt. Mit dabei sind neue Frontlader, ein neuer Mähdrescher, der mit Rapsöl betriebene 820er Vario und manch andere Neuerung. Allein am Fendt-Stand sind 22 grüne Traktoren zu finden, weitere 13 auf dem restlichen Messeareal. Dazu kommen noch Mähdrescher, Ballenpressen und vieles mehr.
Über 100 Fendtler am Stand
Über 100 Mitarbeiter stehen den Besuchern Rede und Antwort. Ebenfalls am Fendt-Auftritt beteiligt sind der Altdorfer Beleuchtungsspezialist Kees, die beiden Marktoberdorfer Lackierunternehmen Kube und die Aktienbrauerei.
Merschroth hält all den Aufwand für absolut gerechtfertigt. Schließlich müsse Fendt als Technologieführer bei dieser Welt-Leitmesse mit 2100 Ausstellern deutlich Flagge zeigen. Der 'Trisix' werde wohl jeden der schätzungsweise 300 000 Besucher an den Fendt-Stand locken. Merschroth erwartet sich viel von der 'Agritechnica 2007'. Denn die Investitionsbereitschaft der Landwirte sei so gut wie noch nie, hätten Umfragen ergeben.