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Trend geht immer mehr zum Zweitrad

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Trend geht immer mehr zum Zweitrad

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    Marktoberdorf/Aitrang (hkw). - Auf der Fahrradmesse 'Eurobike' in Friedrichshafen tummelten sich vor kurzem Tausende Fahrradfans rund um die unzähligen Ausstellerstände - nicht zuletzt aus dem Allgäu. Nach Angaben von Thomas Buhler erfreuen sich Drahtesel weiter steigender Beliebtheit. Dabei hat der Marktoberdorfer Fahrradhändler einen 'kleinen Trend' ausgemacht: Viele Kunden legten sich mit der Zeit ein Zweitrad zu, nach seiner Erfahrung 'spätestens mit 30'. Franz Wiesner von der 'Agenda Radgruppe' in Marktoberdorf hat zwei Fahrräder, ein Mountainbike und ein 'Stadtrad' - mit 21 Gängen. 'Mehr Gänge schaden auch in der Stadt nicht', erklärt der 73-Jährige. Wegen des Parkplatzmangels fahre er lieber Rad. 'Viele Leute haben ein ganz altes Zweitrad', meint der Rentner, 'das man sich klauen lassen kann.' So gibt es Fahrrad-Pendler, die ihr Rad tagtäglich auf dem Weg zur Arbeit - bei Wind und Wetter - stark beanspruchen oder es am Bahnhof unbeaufsichtigt abstellen.'Dazu kommt der Winter mit all dem Salz', so Christian Rieger, der wie Buhler ein Radgeschäft in Marktoberdorf betreibt. 'Für die Stadt brauchen die Leute Gepäckträger, Dynamo und Kettenschutz.' Wiesner gibt ihm recht: 'Mein Stadtrad kann ich mit schöner Hose fahren.' Nach Thomas Buhlers Angaben tendieren außerdem viele Radsportler zum Zweitrad. Sie fingen mit einem Mountainbike an und legten sich dann ein Rennrad zu - oder umgekehrt. Auch Franz Wiesner fuhr lange Jahre Rennrad. Immer besser verkaufen sich nach Aussage der Fahrradhändler Cross- und Trekking-Räder: Statt zwei Fahrrädern habe man damit ein Allround-Bike. Egal, ob in die Berge, auf Feld- und Waldwegen gefahren wird oder es auf dem Radweg oder der Teerstraße beispielsweise zum Forggensee geht. Diese Cross-Räder lösen zunehmend die alten Dreigang-Räder ab - zumal sie laut Buhler nur noch zwischen 400 und 700 Euro kosten. Für Rennräder oder Mountainbikes muss man dagegen deutlich tiefer in die Tasche greifen. Dennoch würden immer mehr teure, hochwertige Räder verkauft, erklärt Christian Rieger, 'sie fahren leichter und halten länger'. Thomas Buhler sieht einen weiteren Trend: 'Vor allem Frauen kaufen jetzt bewusst hochwertige Räder und Radlerhosen, gute Helme oder funktionale Regenjacken.'Wobei bei den Accessoires das Internet den Geschäften starke Konkurrenz mache. Auch Radteile werden häufig per Internet bestellt. Wovor Robert Kulzer, Inhaber eines Radgeschäfts in Aitrang, die 'Radfreaks' warnt: 'Die stellen sich online oft Wahnsinns-Räder zusammen, die dann nicht funktionieren.' Denn diese, so Kulzer, seien oft 'aus lauter verschiedenen Komponenten zusammengeschustert'. Dabei sei ein Serien-Rad für den gleichen Preis oft höher ausgestattet.

    4,7 Millionen Räder pro Jahr Kulzer bestätigt die genannten Trends zum Allround- und Zweitrad. 'Neben einem Radl fürs Dorf kaufen viele Leute hier noch ein Mountain- oder Trekkingbike zum Tourenfahren.' Absurd findet es der Aitranger Fahrradhändler, dass - nach seiner Aussage - 'manche Kunden top ausgestattete und hochwertige Räder zu Preisen wie im Kaufhaus verlangen', im Kaufhaus dann aber 'jeden Schrott' kauften. 'Und bei der Reparatur muss man eine halbe Stunde herummachen, weil die Bremsen oder die Schaltung nicht gescheit einzustellen sind', so Kulzer. Rund 4,7 Millionen Fahrräder werden nach Angaben des Deutschen Zweirad-Industrieverbandes pro Jahr verkauft. Die Popularität des Rades ist also ungebrochen. Was nicht immer so war, wie Franz Wiesner weiß. 'In der Wirtschaftswunderzeit ist das Fahrrad eingebrochen', erklärt der Rentner. '1958, als ich nach Marktoberdorf kam, gab es dort kein einziges Radgeschäft.' Jeder sei nur noch Auto oder Motorrad gefahren. 'Auch wenn das bei dem heutigen Gesundheitsbewusstsein kaum noch vorstellbar ist', meint Franz Wiesner.

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