Konzert Bewegende Aufführung von Elgars "The Dream of Gerontius"">

Artikel: Traumwandlerisch

28. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Konzert Bewegende Aufführung von Elgars "The Dream of Gerontius"

Von Markus Noichl |KemptenEine bewegende Aufführung von Edward Elgars "The Dream of Gerontius" gelang in der St.-Mang-Kirche. Traumwandlerisch sicher, geleitet von Frank Müller, bewegten sich Kantorei, großes Orchester und Solisten durch diese Traumreise.

"but this, if anything of mine, is worth your memory." Mit diesem Zitat, und einer Widmung an Gott im Geiste Bachs, schmückte Elgar die 1900 fertiggestellte Partitur. Als Hochzeitsgeschenk hatte der 1889 hatte er die Verse von John Henry Newman erhalten, die den Weg eines Sterbenden hinüber ins Jenseits beschreiben. Elgar war sich sicher, Großes geschaffen zu haben.

Spannung und Dramatik

Der Tonfall der Komposition ist weich und tröstend. Und diese musikalischen Streicheleinheiten wurden von Chor und Orchester mit Schmelz und Klangkultur dargeboten. Die Steigerungen gelangen aus einem Guss. Und die Szenen, in denen Dämonen nach der Seele des Verstorbenen trachten, sorgten für Spannung und Dramatik.

Man staunt, dass diese Komposition mit ihrer einzigartigen Mischung aus spätromantischer Üppigkeit und, in den Chören, polyphoner Meisterschaft bei uns fast unbekannt ist.

Die Hauptfigur Gerontius war bei Bernhard Schneider (Tenor) gut aufgehoben. Das Psychogramm eines glaubensfesten, aber im Angesicht des Todes durchgeschüttelten Menschen entfaltete er sensibel.

Souverän und ausdrucksvoll

Von einem in Wagner-Partien erprobten Sänger hätte man an Höhepunkten noch etwas mehr Mark und Kraft erhofft, doch die Gesamtanlage der großen Partie passte.

Ursula Eittinger (Mezzosopran) als Engel und Seelenführer sowie Christian Hilz (Bariton) als Priester und beistehender Engel beim Gericht sangen souverän und ausdrucksvoll.

Der Text von Newman erstaunt mit genialen Einsprengseln. So beschreibt der frisch verstorbene Gerontius, dass er die himmlische Musik nicht nur hört, sondern auch fühlt und schmeckt. Das Anliegen Elgars, mit diesem Werk jenseitige Ruhe und Seelenfrieden zum Ausdruck zu bringen, erfüllte sich an diesem Nachmittag.

Menschlichkeit wagen

Vielleicht wurde beim einen oder anderen ja auch die Hoffnung gestärkt, dass diesseitige Bemühungen nicht vergebens sind oder auch diesseitige Schandtaten nicht spurlos verrinnen. Dass es sich also durchaus lohnen könnte, Menschlichkeit zu wagen.