Es ist ein ruhiges unerschlossenes Gebiet. Nur ein Weg führt durch den Wald. Er ist so schmal, dass zwei Autos nicht aneinander vorbeikommen. Hier, etwa einen Kilometer südlich von Weitnau-Eisenbolz, soll auf Initiative der Alt-Katholischen Gemeinde Kempten der erste Trauerwald Schwabens entstehen. Doch unter den Anliegern regt sich Widerstand.
Manfred Wabersich und andere Anlieger meinen, dass die Fläche dafür nicht geeignet ist. Sie sehen viele kleine Probleme, die insgesamt zu großem Ärger führen könnten. "Der Friedhofstourismus hat jetzt schon eingesetzt", meint Wabersich. Viele Menschen wollten das Gelände sehen. "Dabei parken sie wild und laufen quer über die Wiesen", erläutert der Landwirt. Bedenken hätten er und etwa zehn andere Anlieger auch, weil ja ein Parkplatz gebaut werden müsste - und das auf biologisch wertvollem Gelände. Und wie viele Bestattungen es im Jahr geben würde, sei auch nicht klar. "Am Anfang war von 15 die Rede, jetzt heißt es schon 25", ärgert sich Wabersich. Ein Trauerwald würde auch den Jägern das Leben schwer machen, befürchten die Anlieger. "Jahrzehnte haben wir für die Waldverjüngung gekämpft", erzählen sie.
Durch den Friedhof sei die Jagd nur noch begrenzt möglich. Außerdem würden Autos, Menschen und Hunde das Wild aufschrecken. Die Folge: Die Jäger könnten ihre Abschusszahlen nicht mehr einhalten und es gebe mehr Schäden durch Wildverbiss.
"Ich möchte die Anlieger überzeugen, dass ihre Sorgen unbegründet sind", sagt dagegen Kirchenvorstandsvorsitzender Hans Bauer. Der Naturfriedhof soll nach seinen Worten keine Menschenmassen anziehen. Die Alt-Katholische Gemeinde wolle nicht viel dafür werben. "Wir sind auch bereit, Zugeständnisse zu machen", sagt er. Damit meint er etwa feste Bestattungszeiten und im Winter nicht zu räumen, sodass es dann keine Beisetzungen gebe. Auf einem vergleichbaren Friedhof im Bayerischen Wald hat es laut Bauer im Jahr 2008 23 und 2009 25 "Baumbestattungen" gegeben.
Mit diesen Zahlen kalkuliert auch die Alt-Katholische Gemeinde. Anonyme Bestattungen in großen Mengen soll es nicht geben - nur im Einzelfall könne ein Grab ohne Kennzeichnung bleiben.