Von Jutta Berger, Bregenz - Zwei Jahrzehnte lang soll ein heute 45 Jahre alter Trainer in verschiedenen Vorarlberger Fußball- und Radballvereinen im Großraum Bregenz kleine Buben missbraucht haben. Jetzt erstattete eine Mutter Anzeige. Der Mann legte ein Geständnis ab. Ratlosigkeit löst der jüngste Fall von sexuellem Missbrauch beim Vorarlberger Fußballverband aus. Laut Gendarmerie-Kriminalabteilung gestand der 45-jährige Fußball- und Radballtrainer in den letzten 21 Jahren mindestens 20 acht- bis zwölfjährige Knaben aus verschiedenen Vereinen sexuell missbraucht zu haben. Den entscheidenden Hinweis gab jetzt die Mutter eines mittlerweile 14-Jährigen. Der Frau erschienen der enge private Kontakt und die teuren Geschenke verdächtig. Die Anzeige der Mutter führte zur Verhaftung des Mannes.
Trotz Aufruf der Kripo haben sich bisher noch keine weiteren Opfer gemeldet. Für Fußball-Verbandspräsident Karlheinz Kopf ist es 'unerklärlich, dass weder Eltern noch andere etwas bemerkt haben'. Auch Ausbildungsleiter Klaus Neyer spricht von einem 'absoluten Rätsel'. Die Funktionäre sind sich einig, 'dass wir nun mit Experten über Prävention reden müssen'. Bislang ist die einzige Maßnahme des Fußballverbandes die Vorlage eines Leumunds-Zeugnisses für die Trainerprüfung. Michael Rauch, Vorarlbergs Kinder- und Jugendanwalt, plädierte zwischenzeitlich für sorgfältige Personalauswahl: 'Die Vereine tragen schließlich Verantwortung.' Wesentlich sei auch der Kontakt zwischen Eltern und Trainern. Rauch: 'Die Eltern sollen den Mann oder die Frau persönlich kennen lernen, sie sollen wissen, mit wem ihr Kind zu tun hat.' Im konkreten Fall hatte sich der Trainer mit Geschenken und Zuwendungen das Vertrauen der Kinder, die zum Teil aus ärmlichen Verhältnissen stammen, erschlichen. Die daraus entstandene Abhängigkeit könnte ein Grund für das Schweigen der Opfer sein, vermutet die Gendarmerie.