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Totschweigen ist vorbei

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Totschweigen ist vorbei

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    Schriftenreihe Unser Oberstdorf bei Vergangenheitsbewältigung Von Peter Schwarz Oberstdorf55 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs scheint in Oberstdorf die Zeit reif, die eigene jüngste Geschichte offen und ohne Beschönigung aufzuarbeiten. Besorgt wird diese schwierige Aufgabe in der jüngsten Ausgabe der Halbjahres-Schrift Unser Oberstdorf von einer neuen Autorin: Angelika Patel. Ihr Thema: Der Umsturz. Die Zeitzeugen von damals, egal auf welcher Seite, leben ja noch in beträchtlicher Zahl. Böses Blut könnte es also geben, zumal in einem Heimatperiodikum ja ansonsten eher die wärmenden, besinnlichen Seiten früherer Jahrhunderte und Jahrzehnte ausgebreitet werden. Hat die Neuorientierung auch etwas mit dem Wechsel im Redaktionsstab zu tun? Acht Jahre drückte Xaver Frommknecht der seit 1982 vom Verschönerungsverein herausgegebenen Schriftenreihe gekonnt seinen Stempel auf. Bei dem bisherigen Schriftleiter bedankt sich Vorsitzender Gustl Stempfle herzlich. Die Nachfolge hat Elfriede Ruhrberg angetreten, eine gebürtige Oberstdorferin, die den Blättern zur Heimatkunde natürlich den angestammten Platz in den heimischen Bücherregalen bewahren will. Oberstdorf ist in den letzten Tagen des Krieges 1945 von Kampf, Zerstörung, Plünderung und Vergewaltigung verschont geblieben. Und dies, obwohl der Ort unterm Nebelhorn bis zuletzt nicht nur von einigen strammen Nazis kommandiert wurde. Sondern im Außenbezirk Birgsau musste man auch noch ein SS-Ausbildungszentrum mit fanatischen Ordensburg-Junkern ertragen.

    Dass die Übergabe des Orts an französische Truppen am 1. Mai 1945 ohne Blutvergießen ablief, billigt Autorin Patel dem Heimatschutz zu. Versionen des Widerstands Eine Widerstandsgruppe von Wehrmachtsangehörigen, Verwundeten und Nazi-Gegnern hatte sich seit Februar heimlich auf den Umsturz vorbereitet. Wie die Männer um die beiden in Oberstdorf als rauflustig verschrienen Brüder Dr. Ernst Richter und Oberleutnant Karl Richter unter Lebensgefahr ihr aus Sicht der Herrschenden subversives Werk trieben, wird spannend und eindrucksvoll erzählt. Hier hat Zeitzeuge Max Maile viel an Information beigesteuert. Oft wurden der Autorin aber mehrere Versionen des Geschehens von damals berichtet. Sie trägt alle Versionen neutral vor, damit nur das lange Totschweigen endet und die Oberstdorfer Jugend endlich etwas über die jüngste Vergangenheit erfährt. Neben der ausführlichen Darstellung dieser sicherlich alte Wunden aufreißenden wahren Geschichte findet sich im jüngsten Heimatkunde-Werk auch wieder die beliebte Mischung aus lustigen, chronistisch peniblen und rührseligen Beiträgen. Die neue Schriftleiterin Ruhrberg führt sich mit einer Betrachtung des Malers Hermann A. Raddatz ein, der nach dem Krieg in Oberstdorf gewirkt und einen Blick von damals auf die Oberstdorfer Berge für die Titelseite konserviert hat. Unser Oberstdorf, Blätter zur Heimatgeschichte. Herausgeber: Verschönerungsverein, Druck: Druckerei Hofmann; Abonnement-Bestellu

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