Experiment des Familienzentrums in Oberstaufen stößt auf Begeisterung Von Barbara Hell Oberstaufen Alisa ist hin und weg. Die Fünfjährige hat sich verliebt. In Steffi. Stundenlang hängt die Kleine am Arm der 15-jährigen Realschülerin, die Kinderherzen offenbar im Sturm erobert. Denn nicht nur Alisa mag Steffi. Viele der Buben und Mädchen im ersten Ferien-Kindergarten in Oberstaufen sind von der jungen Betreuerin begeistert. So wie ihre Mütter von der Möglichkeit, ihren Nachwuchs auch (und gerade) in den großen Ferien vormittags in der Obhut von Erzieherinnen zu wissen. Die Premiere für Oberstaufen wird von den Müttern gepriesen: Letztes Jahr musste ich alle Hebel in Bewegung setzen, um meine Tochter immer mal wieder für einen Tag bei verschiedenen Freundinnen unterzubringen. Das war eine ausgesprochen nervige Organisiererei!, stöhnt Dr. Sabine Brosig. Als Ärztin könne sie unmöglich vier Wochen lang Urlaub machen, so wenig wie ihr Ehemann. Der kirchliche Kindergarten in Oberstaufen aber schließt im August seine Pforten. Dass es jetzt erstmals die Ferien-Einrichtung gibt, hält Sabine Brosig wie auch Saskya Rothe, die ein Hotel führt, für längst überfällig. Die beiden Mütter sind ebenso wie viele andere der Meinung, die auch Landrat Gebhard Kaiser vor einigen Monaten in einer Kreistagssitzung vertreten hatte: In einer Tourismusregion seis zwingend notwendig, dass gerade zu den Ferienzeiten, in denen viele Mütter und Väter in dieser Branche arbeiteten, eine Möglichkeit haben, ihre Kinder in einen Kindergarten zu geben.
Als Mutter von zwei Kindern im Alter von sechs und acht Jahren kennt Renate Specht, Vorsitzende des Familienzentrums Oberstaufen, solche Probleme. So wie sie aus eigener Betroffenheit das Familienzentrum gründete, stellte sie nun das Projekt Ferienkindergarten auf die Beine. Und das Echo ist riesig. Seit 5. August bringen täglich 15 bis 20, an Regentagen noch mehr Mütter oder Väter ihren Nachwuchs in die Aula der Oberstaufener Volksschule. Und bezahlen gern den Wochenpreis von 22 Euro. Betreut werden die Kleinen abwechselnd von verschiedenen Erzieherinnen und kinderlieben Jugendlichen. In dieser Woche arbeiten Daniela Pfäffle und Claudia Weißhaupt, unterstützt von Marina und Steffi. Für Kindergärtnerinnen in Erziehungsurlaub ist dies eine Möglichkeit, den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu erleichtern; für die jungen Mädchen ists eine Art Praktikum, wenn sie selbst Erzieherinnen werden wollen. Der Probelauf mit dem Ferienkindergarten auf ehrenamtlicher Basis wir brauchen keinen Cent Zuschuss von der Marktgemeinde ist so geglückt, dass für Renate Specht die Wiederholung auch in Weihnachts- und Osterferien auf der Hand liegt. Einige Frauen konnten sogar nur wegen dieser Möglichkeit der Kinderbetreuung eine Beschäftigung im Tourismusbereich aufnehmen!, freut sich die Marktgemeinderätin. Notgruppe Nur in Immenstadt und in Sonthofen sorgen die Kommunen dafür, dass in den großen Ferien die verschiedenen Kindergärten sich im Notdienst für Ferienkinder abwechseln. Außerdem bietet der Verein Rockzipfel in Sonthofen vormittags Kinderbetreuung an. In Oberstdorf gibt es laut Marktgemeindeverwaltung keine Ferien-Lösung, ebenso nicht in Blaichach. In Hindelang hat nur der Kindergarten in Unterjoch eine 14-tägige Notgruppe.