Pfronten | mar | Die Herstellung von Gipsfässern muss Anfang des 19. Jahrhunderts in Pfronten ein einträgliches Gewerbe gewesen sein. 120 "Individuen" waren beteiligt und der Gemeinde drohte Holzmangel, weil das Material für die Fässer den Gemeindewaldungen entnommen wurde. Auf diesen Aspekt stieß Heimatforscher Bertold Pölcher, als er die Vergangenheit von Hausnummer 346 in Pfronten-Steinach erkundete. Allein schon die Hausgeschichten machen den neuen Sammelband "Rund um den Falkenstein" zu einer wahren Fundgrube für alle, die sich für Pfrontener Geschichte und Geschichten interessieren. Band III umfasst die halbjährlich erscheinenden Mitteilungsblätter des Heimatvereins Pfronten aus den Jahren 1998 bis 2007.
Als Nachschlagewerk geeignet
Der Sammelband eignet sich als Nachschlagewerk: Ein umfangreiches Personenregister sowie ein Sachregister am Ende der 700 Seiten listet Pfrontener Persönlichkeiten von A wie "Abröll, Anna" bis Z wie "Zweng, Xaver" sowie Themen von A wie "Aberglaube, Hexen" bis W wie "Weißbach, Schule" auf. Neben den Hausgeschichten sind es die Flurkreuze, zu denen dank der Forschungen von Franz Randel viele Details zu erfahren sind. Beispielsweise, dass das Kreuz auf steinerner Säule am Weg zum Ritterspielplatz in Ried 1756 von Johannes Suiter zum Schutz vor Überschwemmungen aufgestellt wurde. Und dass es früher, als dort noch das TSV-Sportgelände zu finden war, so manchem Buben, der den Eintritt sparen wollte, als Hochsitz diente.
Zahlreiche Aufsätze geben einen Einblick in den Alltag der Ahnen. So erklärt Dr. Otto Randel beispielsweise, wie einst das Bauernjahr verlief. Direkt aus dem Leben gegriffen sind auch die unter der regelmäßigen Rubrik "Horch! Sie leben " veröffentlichten Anekdoten. Beispielsweise über einen misstrauischen Landwirt, der niemand ins Haus ließ. Auf die Frage, wie viel Stück Vieh er denn im Stall habe, meinte er pfiffig: "Dia sind so uriebig, dass i s it zähla ka!"
Den Lebensweg, des "Kreuzegger Heiligen" Bruder Georg zeichnet ebenfalls Otto Randel nach. Wie berichtet, ist der als Andreas Erhart geborene Bauernbub, der sich in Rom den Ruf der Heiligkeit erwarb, in diesem Jahr in Form eines Bildstocks nach Kreuzegg zurückgekehrt. Eine weitere Pfrontener Persönlichkeit, der Fabrikant Rudolf Wetzer, stellt sich mit seinen Lebenserinnerungen selbst vor.

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Auch der Falkenstein, der Namensgeber der Mitteilungsblätter des Heimatvereins, wird ausführlich beleuchtet. "Vom Alter über die Baugestalt und die Funktion bis hin zur Namenserklärung ist schlichtweg fast alles falsch, was noch bis in die 1990er Jahre über diese aufsehenerregende Burgruine publiziert wurde", leitet Burgenforscher Dr. Joachim Zeune seinen mittlerweile zehn Jahre alten Aufsatz über das Pfrontener Wahrzeichen ein.
Augenzwinkern herrscht dagegen bei den ebenfalls abgedruckten Gedichten von Mundartautoren wie Manfred Hartmann, Gustl Hörmann oder Albert Guggemos vor.
Den 700 Seiten starken Sammelband III des Mitteilungsblatts "Rund um den Falkenstein" bietet der Heimatverein Pfronten zum Selbstkostenpreis von 29 Euro in der Gemeindebücherei im Pfrontener Heimathaus an. Dort sind auch noch Restbestände der beiden früheren Bände sowie des Buchs über die Pfrontener Kapellen, Kirchen und Pfarrer vorrätig, die zu Sonderpreisen abgegeben werden.