Mit dem Ludwig-Musical im Festspielhaus Füssen kam Thomas Bayer vor neun Jahren nach Marktoberdorf. Als Dr. Gudden und Bismarck war er in Füssen auf der Bühne zu sehen. Ein festes Engagement beim Musical bekräftigte den Entschluss, mit seiner Familie vom Rheingau ins Allgäu zu ziehen. Weil seine Tochter Melody darauf bestand, ins musische Gymnasium Marktoberdorf zu gehen, kaufte sich die Familie zunächst in Bertoldshofen ein Haus. Sie wohnt inzwischen in Marktoberdorf, wo seine Frau Christine Dermody-Bayer eine Ballettschule eröffnete.
Inzwischen hat Bayer viele weitere Engagements als Schauspieler und Regisseur oder auch als Intendant angenommen. Zuletzt übernahm der 61-Jährige die Aufgabe, in Altusried das Schauspiel "Andreas Hofer" neu zu inszenieren (wir berichteten). Seit November laufen die Proben. Am 20. Juni ist Premiere.
An vielen Stationen spielte sich das berufliche Leben von Thomas Bayer bereits ab. Redakteur und Regisseur, Kulturreferent und Sänger, Schauspieler, Intendant und Oberspielleiter ist auf einer langen Liste von Tätigkeiten zu lesen. Auf zahlreichen professionellen Bühnen zwischen Hamburg und Basel war er entweder zu sehen oder auch hinter den Kulissen tätig.
Von TV bis Musical
Dabei umfasst sein Repertoire vom Schauspiel über Oper, Operette und Musical fast alles. Fernsehproduktionen unter anderem für den NDR und den SWR standen ebenfalls bereits auf seiner Agenda. Einmal führte er auch in Marktoberdorf Regie, vor acht Jahren an der Theaterschule "mobilé" mit dem Stück "Machs noch einmal, Sam". Schon lange bevor er nun den Regie-Auftrag der Altusrieder Freilichtbühne annahm, hatte er sich mit dem Andreas-Hofer-Stoff beschäftigt, erzählt er. Ein Schulprojekt sollte es werden in Zusammenarbeit mit Reutte, Sterzing und Marktoberdorf. Aber daraus sei nichts geworden.
Seit November nun probt er mit den Laienschauspielern in Altusried das Stück "Andreas Hofer" ein. Die Neuinszenierung eines populären Stoffes, der auf dieser Oberallgäuer Bühne bereits 1911, 1931, 1933, 1959, 1977 und zuletzt 1995 aufgegriffen worden war. Fragmente von alten Aufführungen seien noch enthalten, sagt Bayer. Aber es seien auch viele neue Teile dazugekommen - und Musik, die im Innsbrucker Archiv gefunden wurde. Andreas Hofer, der charismatische Sandwirt vom Passeiertal, führt seine Landsleute in den Befreiungskriegen gegen Napoleon an.
Kritischer Blick
Er rollt in den kommenden Wochen auf der Freilichtbühne wieder das Tiroler Banner aus und kämpft für die Freiheit seines Landes. Der kritische Blick auf Heldentum, das Leid des Krieges und die Figur Hofers ist Thomas Bayer dabei wichtig. "Sein Ruf nach Freiheit war nicht vergebens, wenn man daraus lernt, den Nachbarn in Frieden leben zu lassen." 500 Darsteller - davon 100 in Sprechrollen - werden auf der Bühne agieren. Er empfinde es als großen Vorteil, selbst zu schauspielern und schon oft Regie geführt zu haben. Die Proben, die nur noch wenige Tage andauern, seien sehr harmonisch verlaufen.
Nach dieser Regiearbeit geht es für Thomas Bayer auf der Bühne weiter. Er spielt den Giesecke in der Operette "Im weißen Rössl" in Graz und geht danach auf Tournee mit dem Musical "Elisabeth" (Theater des Westens) unter der Regie von Harry Kupfer. "Darauf freue ich mich ganz besonders."